Herr Schlommko Teil 3

2035

Herr Schlommko erwachte in seiner Wohnung. Sonnenlicht kribbelte seine Augen. Er stand auf, verrichtete seine Morgentoilette und machte sich auf den Weg. Jeden Tag das gleiche, ein Schatten des medikamentenverhangenen Traumes hatte sich in seinem Geist verfangen.

Wie in Trance, beinahe schlafwandelnd, nahm er den Weg von seiner Wohnung, durch die Kontrollen, bis hin zur Kanalstrasse 42.


Herr Schlommko schloss die Tür hinter sich. Es fühlte sich immer wieder seltsam an. Die Tür sah aus, wie jede andere Tür in der Kanalstrasse, doch diese Tür, die Tür der Kanalstrasse 42, war doch anders. Herr Schlommko musste fast sein ganzes Gewicht gegen die Tür stemmen, um sie zu öffnen oder zu schließen. Das innere der Tür bestand aus einer massiven Stahlplatte, das hatte er beim ersten Betreten des Gebäudes gelernt. Dabei war kein billiges Furnier verwendet worden, nein, die Tür war aus einem massiven Stück Holz gefertigt, dann ausgehöhlt und über die Stahlplatte gestülpt worden. Eine leise Hydraulik unterstützte während der Tageszeit beim Öffnen und Schließen der Tür, nun jedoch war längst die Nacht ausgebrochen und bis auf das Hauptverwaltungsgebäude im Zentrum des Distrikts Y wurden die Gebäude nur noch mit Basisstrom versorgt.


Herr Schlommko lauschte dem leisen Surren, als sich insgesamt 28 autonome Riegel je 20cm tief ins Mauerwerk der Kanalstrasse 42 schoben. Es würde nun leichter sein, ein Loch in die 50cm starken, stahlverstärkten Betonwände zu meißeln, als diese Tür unberechtigt zu öffnen.


Herr Schlommko schlug den Kragen seines abgewetzten grauen Trenchcoats hoch und trat die Stufen zum Eingang der Kanalstraße 42 herunter, auf die matt erleuchtete Straße. Er warf einen flüchtigen Blick auf das NavCom an seinem Unterarm. 22:27 Uhr, die Ausgangssperre für Distrikt Y war seit fast 2 Stunden in Kraft, ein grünes Emblem in der rechten unteren Ecke des NavScreen belegte seine Genehmigung, sich dennoch im Distrikt aufzuhalten, die obere rechte Ecke wies ihn dezent darauf hin, dass er sich im Erfassungsradius von 5 SecuCams befand, von denen ihn 3 erfasst hatten, ein kurzer Druck auf das Logo würde ihm die Livebilder aller SecuCams zeigen, die ihn erfasst hatten.


Auf der anderen Seite der Kanalstraße ging eine Frau eilig den Gehsteig in Richtung Hauptverwaltungsgebäude. Ungewöhnlich. Es kam nicht oft vor, dass Herr Schlommko um diese Zeit noch jemanden in Distrikt Y sah. Die Silhouette der Frau schien ihm bekannt. Sein Blick folgte einem leisen Surren rechts über ihm. Eine SecuCam hatte die Frau erfasst und folgte ihr nun in manueller Steuerung. Nur geübte Augen erkannten, wann die SecuCams manuell gesteuert wurden. Ein leichtes Zucken beim Richtungswechsel, Ungleichmäßigkeiten im Nachsteuern, Eckige Bewegungen, wo die Automatik perfekte Bögen fahren würde. Irgendjemand saß da gerade im Hauptverwaltungsgebäude des Distrikt Y und hatte ein Auge auf diese eilende Frau geworfen.


Interessant. Üblicherweise liefen die SecuCams in der Automatik, nach den Privacy-Aufständen der 2030er-Jahre gab es strikte Gesetze, die zwar die automatische Überwachung erlaubten und transparent machen sollten, direkten manuellen Zugriff aber streng limitierten.


Herr Schlommko beschloss, daß ihn all das jetzt nichts angehe. Er kehrte dem Hauptverwaltungsgebäude den Rücken und ging zielstrebig in Richtung Distrikt P, dem Gastro- und Unterhaltungsdistrikt. Das leise Surren der SecuCams, die ihn in der Automatik erfassten, verfolgten und jeden seiner Schritte für eine Vorhaltezeit von 3 Monaten aufzeichneten, empfand er als beruhigend. Was hatten die Menschen nur vor 50 Jahren gemacht, wenn sie sich des Nachts allein draußen aufhalten mussten?


Das NavCom setzte einen kurzen Vibrationsimpuls in Herrn Schlommkos Unterarm und er sah auf den Bildschirm. 22:45 Uhr. In 15 Minuten würde seine Aufenthaltsgenehmigung für Distrikt Y ablaufen. 2 Minuten später würde Sicherheitspersonal des Distrikt Y bei ihm sein. Im Regelfall würden sie ihn dann wohl auf direktem Weg zur Distriktgrenze bringen, in der Theorie aber hätten sie das Recht, ihn für den Rest der Nacht festzusetzen und einer äußerst unangenehmen Befragung zu unterziehen. Herr Schlommko beschleunigte seine Schritte, ihn trennten zwar nur noch weniger als 100 Meter von der Distriktgrenze, dennoch war sein Puls mit erscheinen des Zeithinweises leicht angezogen.


Herr Schlommko erreichte die Distriktgrenze um 22:53 Uhr. Der Hof vor dem Transitgebäude war hell erleuchtet, etwa zwei Dutzend SecuCams erfassten jeden Zentimeter des Areals, jede von ihnen in der Lage, circa 2500 Gesichter in Echtzeit zu erkennen und mit den Identitätsdaten derer abzugleichen, die sich innerhalb Distrikt Y aufhalten dürften. Gleichzeitig wurden die Bewegungsmuster derjenigen, die in den Erfassungsbereich dieser SecuCams gerieten, erfasst und auf Anomalien untersucht. So wurden etwa Individuen erfasst, die humpelten, sich besonders schnell oder langsam bewegten oder aber den Blick dauerhaft gesenkt hatten. Für die komplexen 3D Abgleichmuster, die hierfür nötig waren, kamen nur Plätze in Frage, die von wenigstens 10 SecuCams zeitgleich erfasst werden konnten. Nur wenige Distriktübergänge und wichtige Gebäude waren in dieser Form gesichert.


Die Türautomatik war um diese Zeit abgeschaltet, durch die halbtransparente Fensterfront fühlte Herr Schlommko sich beobachtet. Ein Element der Fensterfront glitt zur Seite und offenbarte den Blick in die Separationshalle. Das Transitgebäude war perfekt. Fast 120.000 Menschen arbeiteten in Distrikt Y, dem Distrikt, der Medien, Journalismus aber auch Schriftkulturschaffende beherbergte. All jene, die mit ihren Werken die Information, Bildung und Meinung der Bevölkerung formten. Fast 120.000 Menschen, die Distrikt Y in den Morgenstunden zwischen 7:00 Uhr und 9:00 Uhr betraten und in den Abendstunden zwischen 17:00 Uhr und 20:30 Uhr verliessen. Zwei identische Transitgebäude bändigten diesen Menschenstrom täglich zwei mal.


Herr Schlommko war selten zu dieser Zeit in einer der Separationshallen, und es behagte ihm ganz und gar nicht, diese nun bis zum ID Schalter durchschreiten zu müssen. An der Zugangsfront war die Halle 50 Meter breit, die Glasfront war zu den Hauptzeiten voll geöffnet. Zu den ID Schaltern hin erweiterte sich die Halle auf mehr als 100 Meter, in voller Breite gespickt mit ID Schaltern. Die Schalter waren kleine Schleusen. Man betrat sie von der einen Seite, der Schalter schloss sich, und verschiedene Sensoren stellten sicher, dass keine Fremdkörper, Krankheitserreger oder Informationsdatenträger in Distrikt Y hinein oder aus Distrikt y heraus gebracht wurden.


Vor den ID Schaltern blieb Herr Schlommko stehen und blickte nach oben. Die Decke der Separationshalle war ein frei tragendes, leicht gewölbtes, architektonisches Meisterwerk. Eine elektroaktive Oberfläche liess die gesamte Decke matt leuchten und tauchte den Raum in ein matt grünliches diffuses Licht, das den hier installierten SecuCams optimale Bedingungen bot, es dem menschlichen Auge gleichzeitig schwer machte, Details zu erfassen. Ja, in der Tat fiel es in diesen Hallen schwer, selbst die Menschen zu erkennen, mit denen man täglich zusammen arbeitet, verhinderte dieses Licht doch jeglichen Schattenwurf und nahm dem Gesicht jene Konturen, die für das menschliche Auge sowichtig, für die elektronischen Augen doch nur verwirrend waren.. So standen auch zu Stoßzeiten die meisten Wartenden nur stumm herum und die Erfassung konnte äußerst effizient erfolgen.


Der kleine Monitor in der Tür zum vor ihm liegenden ID Schalter flackerte auf und ein blauer Schriftzug forderte, das NavCom an den Öffnungssensor zu führen. Herr Schlommko hielt seinen linken Unterarm an eine kleine Sensorplatte. Frühere NavComs waren auf bis zu 10 Meter fernauslesbar, die neuen Gesetze aber hatten gefordert, dass NavComs nur auf Kontaktbasis ausgelesen werden dürfen. Die meisten Geräte konnten immer noch theoretisch aus der Ferne ausgelesen werden, die staatlichen Lesegeräte aber forderten nun Kontakt zum NavCom.


Die Tür zum ID Schalter glitt zur Seite. Herr Schlommko betrat die kleine Kabine und verliess sie wenige Augenblicke später, frisch analysiert, gescannt und mit neuem Gesundheitscheck in Richtung Distrikt P.

Der nächste Tag

Herr Schlommko schlief fünf Stunden und 53 Minuten. Die Weckzeit in Distrikt W war von 6:00 Uhr bis 8:00 Uhr. Die Automatik erfasste den Schlafrythmus der Bewohner. Zum biorythmisch optimalen Zeitpunkt deaktivierte die Automatik die Fensterabdunkelung und schaltete die Beleuchtung in der Wohnung auf Stufe 1.


Herr Schlommko wälzte sich aus der Schlafkoje. Etwas klimperte auf den Boden. Er bückte sich, suchte, hockte sich auf den Boden und liess die verschlafenen Augen unter der Schlafkoje suchen. Etwas glänzte. Eine Münze? Münzgeld gab es schon seit Jahren nur noch als Sammlerstück, ohne Bezahlwert. Seit das NavCom den Zahlungsverkehr personalisiert und automatisiert hatte, gab es keine Notwendigkeit mehr. Eine Münze. Klein, kupferfarben.Etwas dämmerte in ihm. Eine verschleierte Erinnerung. Er legte die Münze neben seiner Schlafkoje auf die schlichte Ablage.


Ein Blick aus dem Fenster offenbarte einen grau verhangenen Himmel. Er ging in den Wohnraum und schaltete den Infoscreen ein. „Wetter“ sagte er, und der Infoscreen begann, ihn mit dem Wetterbericht des heutigen Tages zu beschallen. Es langweilte ihn. 22°. Leichte Wolken. Kein Regen. Stadtwetter.


Nachdem zu Beginn des Milleniums Unwetter und Naturkatastrophen rapide zunahmen, wurde bereits 2016 der Durchbruch in der Wetterkontrolle erzielt. Eine Kombination aus unbedenklichen Chemikalien und Radarimpulsen ermöglichte es, das Wetter in geregelte Bahnen zu lenken. Witterungsbedingte Umweltkatastrophen waren damit beendet. Weltweit wurde ein System von Luftstömungen kreiert. In ländlichen Regionen wurden diese Luftströme je nach Jahreszeit umgelenkt, um den wenigen noch existierenden traditionellen Fertigungsbetrieben einen natürlichen Jahreszeitenrythmus zu geben. Bis 2050 sollte dieses eingestellt werden. Invitroproduktion löste bereits seit einem Jahrzehnt immer mehr traditionell gezüchtete Lebensmittel ab. Fleisch, Gemüse, Obst. Wofür große Plantagen, Stallungen, Wiesen, wenn sich all das auch im Labor wesentlich schneller, effizienter und geschmacklich auf die individuellen Vorlieben möglichst vieler Menschen ausgerichtet produzieren liess?


Herr Schlommko schaltete den Infoscreen ab und kleidete sich an. Graue Stoffhose. Helles Hemd. Blaue Jacke. Über alles, warf er seinen alten, abgewetzten Trenchcoat. Ein Erbstück seines Vaters. Er wusste nicht warum, aber er ging zurück zur Schlafkoje, nahm die Münze an sich und schob sie in seine Hosentasche. Es schien, als sei er mit diesem kleinen, runden Gegenstand verbunden. Er wählte einen schwarzen kurzkrempigen Hut, liess den Blick noch ein mal durch die Wohnung gleiten und trat hinaus auf den Gehsteig.


Wie jeden morgen betrat er die Subröhre, den schnellsten Weg, um Distrikt Y zu erreichen. Am Zugang zur Sub checkte sein NavCom ihn automatisch ein. Er griff sich eine Tube Energiekonzentrat aus einem der Automaten und drückte sich den nach Erdbeer schmeckenden Inhalt zwischen die Lippen, während er eines der Laufbänder, die zu Distrikt Y führten, betrat. Sofort schloss sich eine transparente Kabine um ihn und er nahm auf der kleinen Sitzplattform platz.


Die Innenseite der Kabine war bedeckt von Projektionen. Direkt vor ihm ein Infoscreen mit den Nachrichten des Tages, eine schnelle Wischgeste schiebt den Infoscreen beiseite und an seine Stelle tritt eine Aufzeichnung des Konzertes einer ihm unbekannten Gruppe. Die elektronische Musik übertönt das Rauschen des Laufbandes, hinter dem halbtransparenten Bildschirm erkennt Herr Schlommko die Umrisse der Person in der Kabine vor ihm.


Ein sanftes vibrieren im Unterarm. Der Blick auf sein NavCom zeigt ihm sein heutiges Arbeitsziel. Abgabetermine, Vorgangsnummern, seine heutige Arbeitskabine. Er geht schnell durch die heute eingegangenen Nachrichten, die auf dem NavCom in kleinen Buchstaben über den Bildschirm laufen. 3 Nachrichten. Ein Dokumentenpaket, frisch aus Distrikt Z eingespielt, ein Lob von der automatischen Inhaltskontrolle für einen Artikel, den er gestern für die Distriktzeitung von Distrikt M geschrieben hatte, eigentlich nur eine Randnotiz über eine Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung, die jedoch offensichtlich über Nacht und in den Morgenstunden überdurchschnittlich oft gelesen und positiv bewertet wurde. Die dritte Nachricht ließ ihn seine Stirn runzeln. Eine Aufforderung, in den Nachmittagsstunden das Hauptverwaltungsgebäude von Distrikt Y aufzusuchen. Raum 819. Ebene Acht U.


Er war bislang nur ein mal im Hauptverwaltungsgebäude des Distrikts gewesen. Im HVG wurde der gesamte Datenverkehr des Distrikts gesteuert. Die Eingänge aus Distrikt Z, die Ausgänge an die Öffentlichkeit. Als er seine Stelle in der Redaktion für lokales antrat, musste er zur Registrierung ins HVG, betrat hier allerdings nur die Vorhalle und die Untersuchungsräume. Seine Biodaten wurden erfasst und in die Systeme gespeichert, seine Zugangsberechtigungen zum Distrikt festgelegt. Seither hatte Herr Schlommko das HVG nur aus der Ferne gesehen.


Die Infoscreens und Bildschirme um Herrn Schlommko herum verblassten und drei Pieptöne erklangen. Herr Schlommko stand auf und die Kabine öffnete sich. Das Laufbad verlangsamte und Herr Schlommko betrat das Untergeschoss des Transitgebäudes von Distrikt Y gemeinsam mit dutzenden anderen, die die Laufbänder links und rechts von ihm verliessen und in Richtung der Treppe strömten.


Herr Schlommko reihte sich in die Menschenmasse ein und liess sich treiben bis zu den ID Schaltern. Seltsamerweise erkannte die Sensorik des Transitgebäudes den kleinen Gegenstand, den er in seiner Tasche trug, nicht, was Herrn Schlommko aber noch nicht bewusst wurde. Er hatte die kleine Münze längst vergessen, würde sie erst Stunden später gedankenverloren in seiner Tasche ertasten.


Er verliess das Transitgebäude durch die große Glasfront und ging Zielstrebig in Richtung Kanalstrasse 42. Mit aktivierter Hydraulik war kein Unterschied der Tür der Kanalstrasse 42 zu seiner Wohnungstür zu bemerken, einzig das leise Surren der Türautomatik liess erahnen, dass diese Tür sich von anderen Türen unterschied.


Herr Schlommko grüßte das kleine Kameraauge, dass gegenüber der Tür im Inneren der Kanalstraße 42 erfasste, wer das Gebäude betrat oder verliess. Er wusste, dass am anderen Ende dieser Cam keine Person war, die seinen Gruß sah und erwidern könnte, sondern nur namenlose Datenträger, die nach 3 Monaten wieder gelöscht und überschrieben würden.


Der Raum hinter der Tür zur Kanalstrasse 42 war klein. Ein drei meter langer, schmaler Flur, der an einem Aufzug endete. Die Automatik sorgte dafür, dass sich jeweils nur eine Person in diesem Raum befand. Herr Schlommko betrat den Aufzug. Die Aufzugautomatik fuhr in automatisch hinunter in Ebene 3 U. Die Tür öffnete sich zischend und er verliess den Aufzug, durchschritt den Quadratischen Vorraum der Arbeitskabinen. Die weiße Tür mit der Aufschrift 307 glitt lautlos beiseite und er betrat seine Kabine. Ein vier mal fünf meter großer Raum. Ein weißer Schreibtisch mit berührungssensitiver Infoscreen-Oberfläche, davor an der Wand ein weiterer Infoscreen. Rechts neben der Tür eine kleine Hygienekabine mit WC und Ultraschallhandreiniger.


Insgesamt gab es in der Kanalstrasse 42 sechsundfünzig solcher Arbeitskabinen, verteilt auf 3 oberirdische und vier unterirdische Ebenen. 54 Mitarbeiter schrieben, redigierten, prüften und verteilten hier die Lokalnachrichten, die morgen oder in den nächsten Tagen oder Wochen in der ganzen Stadt über die Infoscreens flimmern würden. Das Gebäude war besonders gesichert, das Personal besonders ausgewählt. Die Lokalnachrichten bargen das höchste gesellschaftliche Risiko. Informationen vom anderen Ende der Welt waren interessant, die Distanz aber groß. Informationen aus der Hauptstadt waren emotional aufwühlend, dennoch weit genug weg. Lokale Informationen aus der Stadt, dem eigenen Distrikt aber, die hatten bei falscher Aufbereitung das Potential, unangemessene Empörung bis hin zu offenem Protest auszulösen.


Aufgabe des Journalismus war es, die Informationen Sach- und Wahrheitsgerecht transparent aufzubereiten, dabei aber eine Form zu wahren, die dem Leser eine objektive und gleichzeitig distanziert sachliche Bewertung erlaubte. Um das zu ermöglichen wurde schon vor zwei Jahrzehnten die Berichterstattung von der Korrespondenz getrennt. Die Journalisten und Kulturschaffenden in Distrikt Y wurden von den Behörden in Distrikt Z mit den Informationen versorgt, die die Korrespondenten überalll in der Welt zusammentrugen. Auf Grund der persönlichen Betroffenheit war es essentiell wichtig, dass die Informationen der Korrespondenten von einem emotional nicht beteiligten Journalisten aufbereitet und auf eine optimale Rezeption der Leser, Zuschauer und Zuhörer zugeschnitten wurden.


Im Lokaljournalismus war besondere Aufmerksamkeit nötig. Natürlich schrieben Herr Schlommko und seine Kollegen nicht die Lokalnachrichten für die Stadt, in der Sie lebten. Zu groß die Wahrscheinlichkeit persönlicher Betroffenheit. Deshalb wurden Lokalnachrichten immer in Redaktionen in anderen Städten betreut. Herr Schlommko wusste nicht, welchen Artikel, welchen Beitrag er für welche Stadt schrieb. In jeder größeren Stadt gab es einen Distrikt W. Namen von Funktionären, von Personen, wurden in den Artikeln durch Platzhalter besetzt, erst nach Ausgang der Nachrichten wurden sie, in Distrikt Z, wieder personalisiert.


Herr Schlommko schrieb gerne. Leidenschaftlich schliff er Formulierungen, nutze Fantasievolle Adjektive in seinen Artikeln, wühlte Stunden lang in Bilderarchiven, um seine Artikel visuell zu unterstützen. Seine Arbeit war wichtig, das wusste er.


Er tippte auf den Schreibtisch und öffnete das aus Distrikt Z übermittelte Datenpaket. Er öffnete das erste Dokument und begann, zu lesen.

HVG

Herr Schlommko arbeitete sich den gesamten Vormittag durch die das aus Sektor Z übermittelte Datenpaket.


Eine Meldung über die Überschreibung des Distrikts L (Medizinische Versorgung) an einen neuen Trägerkonzern, zum Wohle der Allgemeinheit. Dieser Wechsel würde, das belegten die Prognosen, die Versorgung effizienter, billiger und schneller machen. Einige Menschen lehnten zwar das Konzept der medizinischen Versorgung durch teilweise autonome Roboter und Automatensystem noch ab, die Vorteile waren aber eindeutig und so würden auch die letzten Zweifler durch seinen Artikel ein Verständnis für den Nutzen dieser Veränderung entwickeln.


Ein Aufsichtsratsmitglied der Stadtverwaltung war unvorhergesehen verstorben. Da die Person die Interessen eines der größeren Konzerne vertrat, ein dramatischer Fall. Die Tätigkeit des Aufsichtsrates würde nahezu vollständig eingestellt werden müssen, bis Ersatz gefunden ist. Die Städtische Situation war politisch so schwer einzuschätzen. Der Aufsichtsrat war faktisch das wichtigste Gremium der Stadtverwaltung. Alle Entscheidungen der agierenden Stadtverwaltungsgremien aus gewählten Vertretern, mussten durch den Aufsichtsrat, der sich aus Vertretern der wichtigsten Konzerne zusammensetzte, abgesegnet werden, bevor sie in Kraft treten konnten. Das Stimmrecht im Aufsichtsrat gewichtete sich dabei nach einem Benchmark, der die Finanzkraft der Konzerne und das Engagement der Konzerne im jeweiligen Regierungsbezirk berücksichtigte. Ein faires System, das für einen guten Ausgleich aus gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen sorgte.


Der Verstorbene vertrat einen der wichtigsten Konzerne und machte so mit seiner Stimme mehr als 30% des Stimmgewichtes des Aufsichtsrates aus. Sein Konzern investierte in die Infrastruktur der Stadt, in das InfoNet und mehrere Serviceleister. Entscheidungen der Stadt könnten ohne seine Beteiligung aus dem Gleichgewicht geraten. Die Aufstellung eines Ersatzes würde laut Ankündigungen des Konzernes wenigstens 2 Wochen in Anspruch nehmen.


So arbeitete er sich durch die Meldungen. Feilte an Formulierungen. Die Aufgabe war klar. Die Fakten in einer Form und Wortwahl berichten, die transparent war, alles offenbarte und dem Leser dabei half, das Gelesene zu verstehen und die richtige Einstellung zu den Inhalten zu gewinnen.


Früher hatte man versucht, die gesellschaftlichen Veränderungen zu verschleiern, hinter verschlossenen Türen zu operieren. Nach dem Großen Umsturz von 2024 hatte man ein neues System geschaffen. Ein System der Transparenz gepaart mit einer das Verständnis fördernden Kommunikationskultur. Natürlich war nicht alles sofort für jeden verständlich. Es war die Aufgabe von Distrikt Y, dieses Verständnis herzustellen. Journalisten wie Herr Schlommko beschrieben und erklärten das Tagesgeschehen in Schriftform zum Abruf über Infoscreens und NavComs, die InfoNet-Services im südlichen Teil von Distrikt Y, hinter dem HVG, arbeiteten mit Bewegtbild und Ton, interaktiven InfoNet Applikationen und Werbung.


Jeder Bürger konnte sicher sein, in voller Transparenz über jegliche Aktivität der Behörden und Gremien aufgeklärt zu sein. Keine Geheimnisse mehr. Der Traum einer Gesellschaft, der sich ihre Führung in voller Transparenz offenbart.


So arbeitete Herr Schlommko sich durch den Vormittag, feilte an Texten und Formulierungen bis in den Nachmittag. Um 15:30 Uhr wurde er durch einen Vibrationsimpuls seines NavComs aus der Arbeit an einem Text zur Wohnungssituation im Distrikt U gerissen und erinnerte sich an seinen Aufruf ins HVG. Er würde höchstens zehn Minuten brauchen, um den Text zu beenden, also schrieb er weiter. Er brauchte sieben. Er griff Hut und Mantel und während die Tür zu seiner Arbeitskabine leise ins Schloss glitt erloschen die Lichter und Infoscreens in der Kabine.


Herrn Schlommkos Blick glitt durch den Vorraum zu den Arbeitskabinen. Er hörte keine Geräusche aus den Kabinen. Auch er hatte kaum ein Geräusch gemacht während seiner Arbeit. Alle Informationen liefen in Schriftform auf den Infoscreens. Die berührungssensitiven Tischplatten arbeiteten Geräuschlos. Das ganze System war drahtlos mit dem NavCom gekoppelt, so dass Systemmeldungen über Vibration in seinen Unterarm geleitet wurden und akustische Signale nicht notwendig waren. Eine Ablenkungsfreie Arbeitsumgebung war der ideale Nährboden, für die Arbeit mit Texten.


Herr Schlommko verließ das Gebäude in der Kanalstraße 42 und wendete sich nach rechts in Richtung HVG. Wieder war er fast allein auf dem Gehsteig. Noch bevor die unauffällige, schwere Tür mit hydraulischer Unterstützung sich schloss, hatten ihn wenigstens 3 SecuCams erfasst und folgten ihm in der Automatik. Er steckte die Hände in die Taschen, seine rechte ertastete die kleine Münze, liess sie zwischen seinen Fingern auf Wanderschaft gehen. Er wusste nicht warum, aber er fühlte, dass er dieses kleine Ding im Verborgenen halten sollte, zog die Hände wieder aus den Taschen, und liess die Arme locker an seiner Seite baumeln, während er weiter zielstrebig in Richtung HVG schlenderte.


Das HVG überragte die umliegenden Gebäude um zehn Stockwerke. Ein quadratischer, weißer Betonbau mit großen Fensterflächen. Herr Schlommko betrat das HVG durch den Haupteingang. Direkt zu seiner linken befand sich eine Art Rezeption. Eigentlich ein kleines Büro hinter einer Glaswand mit Durchreiche. Herr Schlommko blieb vor der Durchreiche stehen und sah die junge Frau an, die dahinter konzentriert auf einen Infoscreen starrte und mit den Fingern in einer Geschwindigkeit auf die Tischplatte einklimperte, die ihm vom Zusehen schwindlig werden ließ. Sie trug ihr dunkles, langes Haar am Hinterkopf zu einem strengen Knoten geschlagen, der das Haar eng am Kopf anliegen ließ und ihre Stirn unnatürlich straffte


Nach einem Augenblick, der ihm wie eine Ewigkeit erschien, sah die junge Frau zu ihm auf und hob die rechte Augenbraue unmerklich an. „Schlommko“ sagte er. „Ich wurde herbestellt.“.


Die Frau nickte. Die Frau blickte auf ihren Infoscreen. Die Frau hämmerte eine kurze Zeichenfolge auf die Tischplatte. Eine Schiebetür öffnete sich am anderen Ende des Raumes. Die Frau blickte zu Herrn Schlommko und hieß ihn durch ein fast unmerkliches Nicken, durch die Schiebetür zu gehen. Er ging durch die Schiebetür. Die Schiebetür schloss sich lautlos. Er stand in einem schmalen, langen Flur ohne Türen. Einzig eine Tür am anderen Ende des Flures. Er ging weiter. Seine Schritte hallten unnatürlich laut von den Wänden wider. Er sah die Sensoren und Linsen rechts und links in den Wänden.


Die Tür am Ende des Flures glitt lautlos zu Seite. Er betrat einen Fahrstuhl. Er hielt sein NavCom an den Kontaktsensor in der Wand des Aufzugs. Der Fahrstuhl beschleunigte abwärts. Die Tür öffnete sich in Ebene Acht U. Ein Infoscreen vor ihm an der Wand wies den Weg zu den Raumnummern. Er wandte sich nach Rechts in Richtung Raum 819.


Eine Tür öffnete sich. Ein Mann trat heraus und kam ihm entgegen. Er lächelte, zeigte eine Reihe perfekter, weißer Zähne. Der Mann war etwa 80 Jahre alt, sein selbstsicherer Schritt liess die breiten Schultern beim Gehen leicht schwanken. Das graublonde Haar war kurz geschoren, der offenbar akribisch gestutzte „3-Tage-Bart“ liess ihn in seinem traditionellen Anzug mit weißem Hemd und schmaler Krawatte weniger formell, ja fast rebellisch aussehen.


„Carl Schlommko?!“ Das war keine Frage. Es war eine Feststellung. „Kommen Sie mit.“ Er griff Herrn Schlommkos Er vollzog eine Kehrtwende und schritt mit Herrn Schlommko gemeinsam den langen Flur zurück zu Raum 819. Herr Schlommko hatte alles erwartet, aber nicht das, was ihn in Raum 819 erwartete.

Antreten zum Dienst

Raum 819. Herr Schlommko sah sich um. Sein Gastgeber hatte hinter einem schlichten, weißen Schreibtisch Platz genommen. Herrn Schlommkos Blick glitt suchend durch den Raum, über die Wände, den Schreibtisch. Keine Infoscreens.


An der Wand rechts von Herrn Schlommko befand sich eine Reihe mit Metallschubladen, eine von ihnen stand etwas offen. Sie trug die Beschriftung „S“. In der Schublade eine lange Reihe von hängenden Mappen mit Papier.


Herr Schlommko blickte kurz auf sein NavCom. Die Statusanzeige meldete „Kein Signal“. Ein rotes Kreuz blinkte über der Anzeige des drahtlosen Empfangs. In diesem Zustand war das NavCom praktisch nur dazu zu gebrauchen, die Uhrzeit abzulesen. Es war 16:08 Uhr.


Der Mann hinter dem Schreibtisch schaute ihn lächelnd an, die Hände auf der Tischplatte übereinandergelegt, die Ellbogen aufgestützt. Auf dem Tisch lag links eine Mappe mit Papier, rechts ein flaches Schild aus dunklem Holz mit Messingbeschlag und der Aufschrift „A.-G. Häcksle“. Herr Häcksle deutete Herrn Schlommko, sich zu setzen. Er Zog eine Mappe mit Papier zu sich heran.


„Carl Schlommko.“ sagte er, und schlug die Mappe auf. 3 Seiten Papier lagen darin. Die erste zeigte Herrn Schlommkos ID-Foto, die in seinem NavCom gespeicherten Fingerabdrücke, Anschrift und Basisdaten. Herr Häcksle schaute das Foto an. Er schaute Herrn Schlommko an. Er schloß die Mappe.


37 Minuten später verließ Herr Schlommko Raum 819 und fuhr mit dem Fahrstuhl aus Ebene U 8 zurück zu Ebene 0. Er verließ das HVG. Er blieb einen Augenblick stehen, sah zurück zum HVG. Dann ging er zielstrebig zurück zur Kanalstraße 42. Die schwere Tür verweigerte ihm den Zutritt. Es war also wirklich.


Er hob den linken Arm und blickte auf sein NavCom. Tippte mit der rechten auf die Menüsteuerung und wählte den Punkt „ID“ an. Sein Name, Geburtsdatum und -Ort, Wohnort liefen in kleiner Schrift über den Bildschirm des NavCom. Dann sein Status. Heute morgen stand dort noch C1. Nun war es B4. Noch blinkte die Statusanzeige. Endgültig aktiv geschaltet würde der Status erst, nachdem er Distrikt Y verlassen hatte.


Fast 3 Stunden lang schlenderte Herr Schlommko nun durch Distrikt Y. Erstaunlich. Beinahe 9 Jahre hatte er hier gearbeitet. 8 Tage arbeiten, dann einen Tag Erholung. 8 Jahre. Und er war stets, bis auf ein einziges Mal, als er zur Anmeldung das HVG aufsuchte, nur den direkten Weg vom Transitgebäude zur Kanalstraße 42 und wieder zurück genommen.


Und so schlenderte er ohne Ziel durch Distrikt Y. Er sah Hausfassaden an, Silhouetten von Menschen hinter Fenstern, er fing an, die Türen zu mustern. Massive Holztüren wechselten sich ab mit filigranen Kunststofftüren neuer Machart, alte Ziegelfassaden mit Glatt glänzenden Oberflächen, so typisch für die geradlinige Architektur der letzten Jahre.


Er begann, sich vorzustellen, wie es früher hier ausgesehen haben mag. Einige der Häuser beherbergten offenkundig einst Läden in den unteren Geschossen, andere waren wohl Wohnhäuser. Das erste mal seit… seit er sich erinnern konnte… spazierte er ohne Ziel einfach umher, ließ die Umgebung auf sich wirken. Vor seinem inneren Auge stellte er sich vor, wie das Leben hier einst gewesen sein mag. Automobile mit Verbrennungsmotoren, röchelnde Kinder am Straßenrand, sich vor den Abgaswolken wegduckend. Heimatlose, die am Straßenrand kauernd um Essensreste bettelten, wenn der Hunger zu groß wurde Passanten anfielen.


Das Leben muss eine ständige Herausforderung gewesen sein. Herr Schlommko war froh, in so eine gute Zeit geboren zu sein. Jemand wusste, wo er war. Niemand musste sich sorgen, Opfer eines Verbrechens oder von Gewalt zu werden.


Als es dämmerte, erinnerte ihn sein NavCom, dass es Zeit war, Distrikt Y endgültig den Rücken zu kehren. Herr Schlommko begab sich zum Transitgebäude. Als er an der Kanalstrasse 42 vorbei ging, sah er einen Herrn herauskommen. Etwas älter als Herr Schlommko, einen gepflegten, grauen Bart tragend, verliess er das Gebäude. Womöglich hatte der Mann in der Arbeitskabine neben ihm gesessen, fast sicher hatte er auf eben den Stühlen gesessen, an eben den Schreibtischen und Infoscreens gearbeitet, an denen auch Herr Schlommko gearbeitet hatte. Für ihn würde dieses Leben so weiter gehen. Herr Schlommko hatte nun neues vor sich.


Herr Schlommko verließ Distrikt Y und machte sich auf den Weg in seine Wohnung.

Der Zirkus

Der Wagen rumpelte den steilen, kurvenreichen Weg hinunter. Dumpfes Licht schien aus dem kleinen, trüben Fenster auf unwegsame Böschung. Direkt dahinter, ein weiterer Wagen, dem zweiten Wagen angehängt ein 20 Schritt langes Fuhrwerk, schwer beladen. Vorne auf den Wagen je zwei Gestalten, Kapuzen ins Gesicht gezogen, um sich vor dem Regen zu schützen. Zügel aus stabilem Leder in den Händen, mit welchen sie die vorderen Achsen ihrer Gefährte steuern.


Gräser und Büsche wuchern über den Weg, aber die großen, schweren Holzräder mit ihren Stahlbeschlägen finden den Weg, laufen wie von allein in der Spur, die viele vor ihnen in die Landschaft gelegt haben. Außerhalb der Städte war kein leichtes Vorankommen, keine Transportkabinen. Es gab ein Zugsystem, das wussten sie. Unterirdisch schossen stählerne Hülsen von Stadt zu Stadt, brachten Menschen von hier nach da, wo nötig, brachten die wenigen Warenströme, die in einer Welt sich selbst authark versorgender Städte noch bewegt werden mussten, von hier nach dort.


Die Tschapplé, wie sie sich nannten, wussten von dieser Welt, doch kannten sie sie kaum. Schon ihre Eltern und die Eltern ihrer Eltern hatten sich entschieden, diesem Leben den Rücken zu kehren. So fuhren sie über Land, steuerten die wenigen nicht städtischen Siedlungen an, die es noch gab. Hin und wieder kamen sie in die Nähe der Städte. Bauten ihr großes, farbenfrohes Zelt mit den zwei Kuppeln nah den äußeren Distrikten auf, gut zu sehen, und die Menschen kamen.


Sie kamen, um ein wenig Leben außerhalb ihrer täglich, wöchentlich, monatlich wiederkehrenden Rythmik zu sehen, um zu staunen, sich zu wundern. Halb voll Neid und halb voll Furcht schauten sie auf die Tschapplé, und zwischen diesen beiden Hälften blieb noch immer Raum für ein gutes Maß überheblichen Stolzes und geheuchelten Mitleids mit diesen freiwillig Ausgestoßenen, die sich der Komforts des Stadtlebens entzogen.

— im Moment Ende, aber es kommt mehr 🙂

(Hier auch als ePub und PDF zum Download: Herr Schlommko – eBook)

Datei Status: 23.05.2014, Downloads: 2027 (application/zip)

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