Das Auto ist des Deutschen liebster Freund.
Das Auto ist dem Deutschen liebstes Statusobjekt.
Das Auto ist dem Deutschen liebstes Spielzeug.
Deutschland steht für Autos. die ersten funktionierenden Automobile wurden hier auf den Weg gebracht und die Deutschen Autobauer erfreuen sich stets bester Wertungen und großen erfolges weltweit. Treibende Kraft dafür ist Qualität, Innovation und die viel gerühmte „Deutsche Ingenieurskunst„.
Heute las ich die Nachricht, dass – ganz im Sinne der Deutschen Premium-Autobauer – Angela Merkel in der EU die Lobby-Position zu vertreten gedenkt, eine Regelung finden zu wollen, die keine zu harten Auflagen für hohen CO2 Ausstoss enthält. Man sei natürlich für Innovation, aber gerade das Premium-Autosegment sei eben ein Stützpfeiler der Deutschen Wirtschaft und überhaupt seien nur große Autos echte Innovationstreiber.
Bei diesem letzten Satz musste ich mir in der Tat mental an den Kopf fassen. Also… WENN ich in den letzten Jahren Innovationen gesehen habe, die über das Design eines runden Knopfes und die Implemention von Unterhaltungsmedien und Navigation ins Auto hinausgingen, dann waren das doch wohl Klein- und Kleinstwagen?!?
Fangen wir mal vorsichtig an mit dem Hiriku. Ein Elektro-Miniauto aus Spanien, das schon in Kürze in Berlin fahren soll. Zweisitzig mit Zustieg von Vorne, vollelektronisch und elektrisch angetrieben. „Faltbar“ zu optimalen Parkraumnutzung und in der Lage, sich auf der Stelle um 180° zu drehen.
Renault springt mit dem Twizy in den Markt. Ein Fahrzeug, das mehr wie ein überdachtes Quad anmutet als wie ein Auto, aber als Citimobil dennoch eine spannende Alternative für nur knapp 7000,- EUR Grundpreis bietet. Zu dem Preis hat er aber scheinbar nicht mal Seitenfenster…
Toyota hat soeben den ersten vollelektrischen Prius in Plug & Play Technik auf den Markt geworfen, andere arbeiten mit Hochdruck an spannenden Konzepten zur Elektromobilität.
Gleichzeitig werkeln Deutsche Autobauer relativ halbherzig an Brennstoffzellen und Wasserstoffverbrennungsmotoren und verkaufen der Bundesregeierung und den Menschen das als Lösung des Energie- und Abgasproblems.
Die Brennstoffzelle halte ich nicht für eine Lösung. Wenn man es sich genau anschaut, gibt es im Vergleich Elektromobilität vs. Brennstoffzelle nur wenige Gründe, die wirklich für die Brennstoffzelle sprechen, und die sind zu allem überfluss größtenteils Lobbygetrieben. Für die Automobilindustrie und deren Peripherie ist die Brennstoffzelle, oder noch besser, der Wasserstoffverbrennungsmotor, nämlich die wahrscheinlich attraktivste Lösung:
Es braucht wie gehabt ein Tankstellennetz und die dazugehörige Transport- und Infrastruktur für beide Varianten.
Der Wasserstoffmotor setzt noch einen obendrauf indem er auch gleich die technische Komplexität der Benziner beibehält und somit Werkstattnetze nicht überflüssig werden lässt.
Beides, Brennstoffzelle und Wasserstoffmotor, sind in meinen Augen Technologien, die letztlich darauf ausgelegt sind, möglichst nicht zu tief in die Wirtschaftsketten der Automobilbranche und ihrer Peripherie einzugreifen.
Elektromobilität hat in meinen Augen den Vorteil, dass sich die eigentliche Energiequelle frei justieren lässt und die Energie selbst eigentlich flächendeckend zur Verfügung steht. Dem Elektromobil ist es egal, ob ich es aus Solarzellen auf dem Dach speise, aus Atomkraft oder aus Biogasanlagen.
Die Akkutechnologie ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die Akkus heute eine höhere Langlebigkeit haben, als die Autos, in die sie verbaut werden, vorraussichtlich auf der Strasse sein werden. Mechanische Fehlerquellen sind auf ein Minumum reduziert und auch Elektromobile kann man aus kleinen Brennstoffreaktoren im Heimbereich betreiben, wenn man das denn unbedingt will. Mit der kommenden Generation von Superkondensatoren sehe ich gute Chancen, dass der Ladevorgang auf wenige Minuten reduziert werden kann. Schon heute ist mit der richtigen Anlage eine Ladezeit von nur 30 Minuten auf ca. 80% Akkuleistung möglich.
Hinzu kommt, dass für den Transport von Strom die Infrastruktur da ist, nur die Terminals müssten gebaut werden. Wasserstoff hingegen muss aufwendig transportiert und gespeichert werden, um an Tankstellen zur Verfügung zu stehen. Nun bin ich kein Profi, aber das erscheint mir ebenso ein Minuspunkt.
Der Hauptvorteil, den ich in Elektromobilität sehe ist der, dass die Energiequelle am Ende frei bestimmbar ist, es ist letztlich egal, woraus der Strom gewonnen wird. So kann sich der Energiemix verändern, ohne dass an der Technologie des Autos etwas verändert werden muss. Die Brennstoffzelle als Komponente könnte Sinnvoll sein, um im Zweifel einen Energievorrat hoher Energiedichte mit sich zu führen, generell halte ich aber Netzbasierte Lösungen für sinnvoll. Den Wasserstoff-Verbrennungsmotor halte ich für eine reine Strategie, um echte Veränderung zu vermeiden und alles so zu belassen, wie es ist.
Ein bisschen bin ich in meiner Meinung beeinflusst von dieser zugegebenermaßen sehr einseitigen Dokumentation: