Das Jolla ist da…

Zeichnung-4Um genau zu sein, schon seit Montag. Was lange währt, wird endlich gut.

Erst eine kleine Geschichte zum Anfang, da es doch ein wenig Wirbel gab im Netz. Offenbar haben die Segler aus Finnland bei aller Detailplanung und allem Feinschliff am Jolla einige Kleinigkeiten schlicht übersehen, zum Beispiel die Frage, wie man es logistisch meistert, einige tausend Versendungen binnen weniger Tage auf den Weg zu bringen. Und so begab es sich, dass wenige Tage nach dem Beginn des Versands der ersten Jolla Phones eine Stockung auftrat, die für einige Unruhe im Netz sorgte.

Angeheizt von der eh schon bei manch Vorbesteller leicht aufgeheizten Stimmung ob der Tatsache, dass man nun eben doch nicht „the first one“ sondern im Wesentlichen nur noch „the second one“ war, war die Aufregung doch deutlich spürbar, und ich nehme mich da selber nicht aus.

Die Spitze wurde dem aufgesetzt, als bekannt wurde, dass um den 11.12. herum DNA weitere Jollas über ihre Shops in Finnland verkaufen würden… dann also schon Laufkundschaft… aus „the first one“ wurde also final „the third one„. Die Kommunikation seitens Jolla war weitgehend verstummt, was ich darauf zurückführe, dass man mit vereinten Kräften den Rückschlag auszugleichen trachtete.

Es gab dann, nachdem alles wieder einigermaßen in trockenen Tüchern war, ein längeres Statement von Jolla per Email mit Erklärungen.

Am Ende erreichte mich am 16.12. um 13:08 Uhr die Email mit der Versandmeldung per FedEx und… oh Wunder, praktisch im gleichen Moment hatte ich eine SMS meiner Gattin, das Phon sei da… da schien mir doch Hexerei am Werk, aber tatsächlich, das Jolla hatte den Weg zu mir – noch komfortabel vorm Feste – gefunden.

Bildmaterial hier zu präsentieren, ist mir noch nicht gestattet, befindet sich das gute Stück doch nun, nach einigen Tagen, in denen ich wenigstens einige abendliche Testsessions beanspruchen konnte, ordentlich in buntes Papier verpackt, im Stapel derer Güter, welche nächste Woche unter einem in unserem Wohnzimmer platzierten Nadelgehölz platziert zu werden bestimmt sind.

Nun also zum eigentlichen… meinen ersten Erfahrungen.

Vorweg sei eins gesagt: Trotz einiger noch dem Beta-Status des OS geschuldeten kleinen Macken, ist mir mit dem Jolla etwas auffälliges passiert. Schon nach den ersten 10 Testminuten habe ich versucht, die Wisch- und Gestensteuerung des Jolla auf meinem noch aktiven Androiden anzuwenden. Das ist natürlich hoffnungslos zum Scheitern verurteilt, zeigt aber doch, was für einen guten Job die Segler gemacht haben, wenn es darum geht, ein eingängiges und intuitives System zu stricken. Die allermeisten der Steuermechanismen des Jolla machen einfach Sinn.

Die Einrichtung geht „rucki zucki“. Sprache wählen, Zeitzone etc., was man halt so kennt. Und dann hat man was außergewöhnliches: Ein quasi nacktes Smartphone.

Kontakte, Telefonfunktion und Browser sind da, ebenso SMS und im „Nachrichtencenter“ des Phones kann man, ganz ohne App, facebook, twitter, google, xmpp oder anderes einrichten und grundliegend auch verwenden. Apps sucht man, mit Ausnahme des Jolla Shop, vergeblich. Nicht mal ein Taschenrechner ist da oder ein Wecker, ebenso kein Emailprogramm oder was auch immer.

Also melde man sich schnell am Jolla Shop an und schaue, was da ist. Mehrere Versuche, ein Konto zu erstellen, schlugen fehl. Dann fiel mir ein, dass ich ja bei der Pre-Order ein Jolla-Konto einrichten musste. Also die Anmeldedaten davon eingegeben und… voilá, drin.

Als erstes lacht einem da ein „Essentials“ Paket von Jolla entgegen. Dort verbergen sich dann all die Sachen, die eigentlich „Standard“ sind. Taschenrechner, Wecker, Office, Email und auch die sagenumwobene Android-Unterstützung ebenso wie das auf „here“ basierende Landkartendingens.

Bei Installation der Android-Unterstützung wird automatisch der Yandex Store mit installiert, das ist aber auch das einzige, was quasi „unaufgefordert“ passiert. Ansonsten kann man aber auch amazon als App-Versorger installieren oder Fdroid oder was auch immer einem da einfällt. Selbst ein Workaround um google play zum Laufen zu bringen, kursiert bereits im Netz.

Android Apps, das dürfte viele am meisten interessieren, laufen, so sie denn laufen, sehr flüssig und gut. Besser, als auf meinem jetzigen Xperia mini pro, das gilt sowohl für Spiele als auch Anwendungen wir z.B. Twitter oder den ES Datei Explorer, mit dem man auch auf das Dateisystem von Sailfish zugreifen kann.

Manchmal gibt es beim Start von Android Apps „Startschwierigkeiten„. Dann kollabiert die App unmittelbar nach dem starten und man ist wieder im Anwendungsbildschirm, also der Ansicht mit den offenen Apps. Nach ersten Beobachtungen, meine ich zu erkennen, dass das speziell passiert, wenn schon mehrere Android Apps offen sind.

Da Jolla diese nicht als einzelne Apps öffnet, sondern im Prinzip die „Androidunterstützung“ als eine offene App im Anwendungsbildschirm zeigt, von der jeweils die letzte aktive im live-Kasten gezeigt wird, kann die Nutzung mehrerer Android Apps zur gleichen Zeit auch recht verwirrend sein. Schnell hat man da mal mehrere Apps offen, ohne diese wirklich „aufm Schirm“ zu haben. Erst der Klick in die Androidunterstützung und ein dortiger Klick auf den Multitask-Button zeigt, was unter Android gerade alles läuft.

Befindet man sich in der Android-Unterstützung, wird die Bedienung auch zum Hybriden. Zurück und Multitasker werden, wie von Android gewohnt, in einem schwarzen Balken am unteren Bildschirmrand eingeblendet, ein Home-Button fehlt. Schließen der App oder den Weg zurück in den Anwendungsbildschirm erreicht man mit den entsprechenden Sailfish-Gesten. Das ist sinnvoll und geht schnell ins Blut.

Im „normalen“ Betrieb merkt man an einigen Stellen noch ein wenig des „beta“ hervorblitzen, so läuft der Jolla Browser zum Beispiel (noch) generell nur in der Vertikalansicht, im Landscapemodus passt er sich nicht an. In anderen nativen Apps funktioniert Landscape, in Android Apps sowieso wie gewohnt.

Beim Einrichten eines Email-Account wird man nach dem Port des Ein- und Ausgangsservers gefragt, was bei nicht-technik-affinen Menschen wohl ein kleines Fragezeichen ins Gesicht zaubern wird… andererseits habe ich heute gelesen, dass zum Beispiel das Einrichten eines Google-Kontos automatisch die Daten des Gmail-Account in die Email-App übernimmt. Damit werden dann scheinbar aber auch ungefiltert gleich alle google Kontakte ins Jolla übernommen wie ich anderswo las. Da ich google nicht mehr verwende, ist das für mich allerdings eher nebensächlich.

Die nativen Apps des Jolla sind ein Augenschmaus! Soviel sei gesagt. Eine durchgängig konsistente Optik, durchdachte Bedienbarkeit, das meiste wirkt in der Tat „aus einem Guss„. Das gilt – natürlich – für die Jolla-eigenen Apps, ebenso aber auch für Drittparty-Apps. Es macht einfach Spaß, in diesem Apps umherzuwischen, herumzuprobieren.

Die Software-Tastatur arbeitet gut und die „Wortvorhersage“ bietet sinnvolles an, manchmal kann man den ganzen gewünschten Satz nach Eingabe des ersten Wortes schon aus den folgenden Wortvorschlägen (die schon vor dem Tippen angeboten werden) zusammen puzzeln. Swipen kann die Tastatur leider (noch?) nicht, aber das stört fast garnicht. Am Ende bin ich eh heiss, auf eine „other half“ mit Hardwaretastatur…

Und damit dann auch kurz zur Hardware.

Punkt 1: Entgegen anders lautender Meldungen im Netz besteht die „first half“, wenn meine Haptik mich nicht völlig im Stich lässt,  größtenteils aus Alu, nicht Kunststoff. Der Unterste cm oder so ist Kunststoff. Die „other half“ besteht aus einem leicht flexiblen Kunststoff, der sich wertig anfühlt und satt einrastet. Das Telefon liegt gut in der Hand, wirkt relativ leicht und ist mit einer Hand, dank der Gestensteuerung gut bedienbar.

Was mir allerdings „negativ“ aufgefallen ist ist, dass man im Landscape Modus, speziell bei Spielen, aber auch bei Videos, bei einer natürlichen Handhaltung eine Tendenz hat, mit dem Daumen den Lautsprecher an der Unterseite des Geräts zu verdecken und es damit effektiv „stumm“ zu schalten. Ist mir bei anderen Geräten auch schon passiert, kein Drama, aber was zum merken fürs nächste Mal.

Soweit also mein erster „Kurzreview“. Nur so die Kernpunkte. Da noch keine Sim drin ist, kann ich zur Telefonfunktion nichts sagen bislang. Wenn ichs dann „offiziell“ habe, gibts mehr dazu.

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