WeTab – das Anti-iPad

Nach langer Zeit hier mal wieder was neues von mir… Thema heute: Das WeTab

Interessiert hat mich das Teil schon seit des letztjährigen Hypes um diesen angeblichen deutschen „iPad-Killer“, habe allerdings ob der verissenen Kritiken und Rezensionen sowie ob der doch recht mutigen Preisvorstellung des Anbieters die Finger noch stillhalten können… nun aber, dem vollends verhunzten Start zum Dank, ist der Preis dermassen verfallen, dass einem Kauf nix mehr – nicht einmal mehr meine sparsame Gattin – im Wege stand…

Also… gekauft, ausgepackt, mittlerweile ein paar Wochen in Betrieb und diesen Text tippe ich auch drauf… mein „(p)review“…

Eins erstmal vorab: Zu sagen, das WeTab sei so etwas wie ein iPad-Killer wäre in etwa so, als sagte man, der Ford Transit sei ein Ferrari-Killer… das träfe sicherlich auf das Ladevermögen zu, der Vergleich an sich macht aber – da sind sich wohl alle einig – wenig bis gar keinen Sinn…

Fakt ist, dass das iPad den modernen Tablet-Markt quasi erfunden hat und eine komplett neue Schnittstelle Mensch-Internet darstellt, was mittlerweile von einem ganz erquicklichen Strauß an Tablets kopiert wird… Eins haben diese fast alle gemeinsam: Eine mehr oder weniger geschlossene Architektur und eine Art „App-Store“ der es dem Nutzer ermöglicht, komplett ohne Hintergrundwissen Internetinhalte und Anwendungen zu konsumieren…

Das ist in meinen Augen auch der „Hauptverdienst“ dieser neuen PC-Gattung… der Nutzer wird vom „Anwender“ (der über ein gewisses Grundmass an Know-How über Hard- und Software verfügen muss) zum „Konsumenten“, der komplett bedient wird und über keinerlei Hintergrundwissen mehr verfügen muss. Ein Ansatz, der offenbar perfekt in unsere Zeit passt…

Und da wären wir auch schon beim Unterschied zum WeTab… denn das WeTab tritt – bei näherem Hinsehen – garnicht auf wie ein Tablet, sondern viel mehr wie ein Linux-basiertes Netbook ohne Tastatur… Das bedeutet Klartext:

1. Das Thema Appstore ist zwar nett, das gros an Anwendungen muss man sich aber bei Interesse dann doch selbst im Linux-Universum erschliessen…. mit etwas Geschick bringt man quasi jede Linux-Anwendung, aber auch via Emulatoren wie „wine“ Windows-Programme auf dem WeTab zum laufen… wer aber nur in den „WeTab Market“ schaut, wird sich schnell enttäuscht zurückziehen, da hier die Auswahl eher knapp ausfällt… Andererseits habe ich z.B. Firefox und Thunderbird, jeweils in der aktuellen Version, auf dem Tab am laufen… welche ich auch auf meinem Desktop laufen habe… find ich gut.

2. Man Kann das System „zerschiessen“… Es ist ein Linux System, also an sich sehr stabil und sicher… aber es ist halt ein offenes System, das dem Anwender sehr viele Freiheiten lässt… auch die Freiheit, Systemdateien zu verändern – hierfür muss man zwar wissen, wie man sich die entsprechenden root-Rechte verschafft, aber so schwer ist das nicht 😉 Im schlimmsten Fall kann es dann sein, dass das Tab einfach nicht mehr startet…zum Glück gibts die Möglichkeit über USB-Stick das System neu einzuspielen.

3. Das Tab lässt einem sogar die Freiheit, andere Betriebssysteme einzuspielen, auch mit multiple-Boot… Es gibt sogar Stimmen die behaupten, das WeTab sei eins der besten Windows7 Tablets 😉 ich kann das nicht besätigen, da ich auf meinem Tab weiterhin WeTabOS laufen lasse. Soweit ich weiß, lassen sich Win7, Ubuntu/Kubuntu, Fedora und andere OS auf dem Tab installieren.

4. Auch an der Hardware darf gebastelt werden… Ram-Upgrade? Kein Problem! Grössere SSD? Nur zu! Ferner gibts USB-Anschlüsse, HDMI, SD-Karten slot… Bluetooth und Wlan-N sind natürlich an Bord, in der grossen Version auch 3g.

5. Preis der offene Art des Systems: Keine einheitliche Benutzerführung oder Ergonomie wie wir sie bei einem redaktionell geführten Appstore wie dem von Apple kennen. Statt dessen: Viele Programme aus dem Linux-Universum, die nicht für Tablets optimiert, aber durchaus bedienbar sind, jedoch fast alle unterschiedliche Bedienkonzepte verfolgen…. den schönen „geschlossenen“ look&feel anderer Tablets wird man da wohl nie erhalten…  im Gegenzug gibts aber bei Bedarf Software, die eigentlich für „richtige PCs“ ausgelegt ist und im Endeffekt findet man für fast alles die passende Anwendung…

6. Es ist groß, schwer und hat einen vernehmbaren Lüfter… das WeTab ist deutlich größer als das iPad, was ich auf dem Sofa sehr gut, unterwegs weniger gut finde… mit ca. 1kg Gewicht hat man spürbar was in der Hand… finde ich nicht schlimm, aber wenn man dagegen das iPad in der Hand hält, fällt der Unterschied doch auf. Dazu braucht der 1.66GHz Atom Prozessor halt einen aktiven Lüfter… zumindest Nachts, im stillen Kämmerlein fällt das Lüftergeräusch schon auf.

Das alles hat mit dem, was ein iPad bietet, eher wenig zu tun… für mich persönlich ist das WeTab die interessantere Variante eines Tablets… ich „frickle“ gerne mal ein wenig, spiele gern im System herum und das „Consumer“-Konzept von iPad & co war mir von Anfang an suspekt… zusammenfassend würde ich sagen, dass das WeTab für folgende Sorten von Anwendern das richtige ist;

1. Bastler und Frickler mit hoher Frusttoleranz aber dem Wunsch „selbst Hand anzulegen“

2. Konsumenten die kaum Apps brauchen sondern nur auf dem heimischen Sofa Internetsurfen und emailen wollen – nach ein paar Stunden Ersteinrichtung (mit Hilfe der sehr netten WeTab-Community) taugt das Tab dafür prima – erst recht zum aktuellen Preis.

Wer sich hingegen mit der Technik nicht befassen möchte sondern „content“ konsumieren möchte ohne frickeln oder basteln zu müssen, sollte sich nach einem anderen Tab umsehen… oder noch ein wenig warten… die Macher des WeTab sind fleissig am Updates liefern und mit jedem wird das Tab etwas besser…

Für mich persönlich ist das WeTab eine tolle Anschaffung und ich habe eine Menge Spaß mit dem Teil…

Soviel für den Moment von mir zum Thema WeTab…

Gruß,

Marc

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