Menschenskinder

DenkenEin Blogpost, den ich schon Ewigkeiten vor mir herschiebe… die Überschrift steht schon gefühlte zwei bis drei Jahre in der Liste der Entwürfe, einige Stichworte auch, und dennoch habe ich diesen Gedanken irgendwie nie so recht zu fassen bekommen, wenn ich am Rechner saß. Naja, nun mach ich einfach mal, aber vorsicht! Das hier hat das Potential, ein Kinderhasser-Post zu werden…

5 und 3 Jahre alt sind meine Kinder nun. 5 spannende Jahre, in denen ich eine neue Sicht auf vieles bekommen habe. 5 Jahre, in denen ich meine Lebensplanung (vorher nicht existent) und -Haltung grundliegend umkrempeln musste.

Familie. Wie kriegt man in unserer ja soo entschleunigten Zeit, in unserer so sozialen Welt, in unserer so familienfreundlichen Gesellschaft eigentlich Familie auf die Reihe?

Mit Beginn der Schwangerschaft meiner Gattin fing ich plötzlich an, allüberall auf den Tannenspitzen Kinder zu sehen. Klar, aus den Augenwinkeln wahrgenommen habe ich die kleinen Stöpsel schon vorher, ich mochte Kinder auch schon immer, aber so arg genau guckt man dann oft doch nicht hin. Mit der eigenen Familienplanung aber ändert sich der Fokus dramatisch, Kinder, Mütter und Väter stechen plötzlich ins Auge, gerne auch unangenehm.

Man schaut sich Kinder an. Man schaut ihnen ins Gesicht, in die Augen, auf der verzweifelten Suche nach dem kindlichen Funken des Lebens. Oft genug findet man leider…. was ganz anderes.

Ich möchte wirklich, wirklich nicht diskriminierend erscheinen oder herablassend oder gemein, aber oft genug, so leid mir das tut, sieht man stumpfe Kinder, deren Blick bestenfalls wie eine Funzel leuchtet, neben Eltern her tapern, die sich offenkundig vorwiegend (oder nur) um sich selbst kümmern.

Oft genug erlebt man Kinder die, unbetreut vor Fernsehern geparkt, in tranceartigen Zustand verfallen, während die Eltern im anderen Zimmer den intellektuellen Höhen des RTL-Nachmittagsprogramms frönen. Kinder, die mit Süßigkeiten und Softdrinks gemästet und mit VerdummungsTV dauerbeschallt werden um sie auf eine produktive Rolle in unserer Gesellschaft vorzubereiten.

Angesprochen auf ihre Lebensaussichten erleben wir heute motivierte Jugendliche, die ernsthaft eine ehrenwerte Karriere in der aussichtsreichen Hartz IV Branche anstreben. Andere wieder kommen nach erfolgreich vergeigter Schule (wenn sie überhaupt da waren) plötzlich auf die Idee, ihr Leben dann doch ändern zu wollen und kommen dann kurz vor dem Erwachsenenalter dahinter, dass es vielleicht doch etwas spät für ein Umschwenken ist… könnte ja anstrengend sein…

Was Hänschen nicht lernt…..

Degenerieren wir? Gesellschaftlich, mein ich. Wenn ich mir das heute so angucke, dann haben wir doch eine verhältnismäßig erschreckende Anzahl an Kindern aus neudeutsch „sozial schwachen“ Familien, die mit Freuden in die Fußstapfen ihrer Eltern treten wollen.

Diese Kids kriegen schon von ihren Eltern und teilweise ihren Großeltern eine gesunde Mentalität des Mitnehmens beigebracht. Der Staat zahlt’s. Dafür ist der Staat da. Lernen lohnt nicht, geht auch ohne. Soziales Miteinander? Wofür? Der Stärkere kriegt den Kuchen.

Machen wir es uns bewusst: In manchen Gegenden reden wir heute von Verblödung und Asozialisierung in zweiter und dritter Generation, von Verblödung mit Tradition.

Wie will man dem als Familie Herr werden?

Mal ganz ehrlich: Wenn im Kindergarten gesagt wird „Gebt den Kindern ein gesundes Frühstück mit“, dann halte ich mich soweit es geht daran. Kein Süßkram, keine Schokolade, Marmelade oder Nutella. Bringt nun ein anderes Kind jeden Tag ein Nutellabrot und in Snickers mit in den Kindergarten, dann haben aber die anderen Eltern, die sich an die Vorgaben einigermaßen halten, ein Problem.

Und wie ist es in der Schule? Schon zu meiner Zeit war es ja so, dass „Streber“ höchstes Ansehen bei ihren Mitschülern genossen und dass die größten Rabauken in der Regel so gar keinen Einfluss auf das soziale Gefüge der Klasse hatten… Ja neeee, is klar….

Das Konzept Gesamtschule geht davon aus, dass Schüler ihrem Potential entsprechend gefördert werden und dass die guten die schlechteren „mitziehen„. Nun… mein Menschenverstand und meine Erfahrung aus meiner Schulzeit sagt mir viel eher, dass andersrum ein Schuh draus wird.

Lege einen faulen Apfel in einen Korb frischer Äpfel und alle Äpfel werden faul.
Legst Du aber einen frischen Apfel in einen Korb fauler Äpfel, werden überraschenderweise nicht alle Äpfel frisch.

Ich sehe mich immer mehr an die Einleitungssequenz aus dem Film „Idiocracy“ erinnert, wenn ich mich umschaue (wer ihn nicht kennt: gucken!), oder aber an die Eloy und Morlock aus der Zeitmaschine, die kollektiv handelnden Bugs aus Starship-Troopers. Und das alles wird begleitet vom heutigen Gleichheitsanspruch, der die Unterschiedlichkeit von Menschen ja fast schon generell negiert (und dabei gleichzeitig „individuelle Förderung“ fordert, was schon in sich ein Widerspruch ist, da bei Gleichheit unnötig).

Am Ende kann diese Gleichheit die angestrebt wird, doch nur auf eine Art erreicht werden: Wenn die „Schlechteren“ nicht besser werden können oder wollen, dann müssen die „Besseren“ auf das Niveau der „Schlechteren“ gebracht werden…

Nun… dank Schulreformen und allgemeinen Verdummungsinitiativen im Bildungs- und Berufsleben, sind wir wohl auf dem besten Weg dort hin.

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4 Gedanken zu „Menschenskinder

  1. Über die Sache mit dem Fernsehen wollte ich auch schon mal etwas schreiben… man muss sich nur mal anschauen, welcher Mist im „Kinderprogramm“ läuft. Klar, es gibt auch nette Sendungen, gute Sendungen.

    Aber viele Kinder bekommen dann doch nur RTL / Toggo vorgesetzt und glotzen den halben Tag in die Röhre. Spongebob und anderer Blödsinn läuft über den Bildschirm und verdummt die Kinder.

    Meine Mutter hat mit damals aus guten Grund verboten, Spongebob oder Teletubbies anzuschauen. Zu der Zeit fand ich das natürlich nicht so toll, dass ich das nicht sehen durfte. Aber heute bin ich froh darum und ich werde es bei meinen Kindern einmal genauso machen.

    Als Kind war ich schon immer ein Fan von Sendungen wie Löwenzahn (mit Peter lustig damals noch), der Sendung mit der Maus und „Wissen macht Ah!“ … lief alles im Kika. Das hatte Niveau. Das hat mich weitergebracht. Vor allem in der Grundschule und den ersten Klassen des Gymnasiums konnte ich auf ein entsprechend großes Allgemeinwissen zurückgreifen und war den anderen Kindern oft ein kleines Stück voraus.
    Meine kleine Schwester schaut heute noch Wissen macht Ah… kann die Sendung nur empfehlen!

    LG Thomas

  2. Meine Kinder dürfen auch Fernsehen, aber eben genau das. Sendung mit der Maus, Löwenzahn und Wissen macht Aah sind für meine Große mittlerweile geeignet, gibts aber selten, man will sie ja nicht überfordern. Abends gibts in der Regel Sandmännchen und die darauf folgende Serie.
    Es gibt Sendungen, die bringen Kinder voran und andere, die stumpfen ab. Generell dürfen meine kleinen (noch) nicht alleine Fernsehen, sondern wir schauen gemeinsam, reden über das, was so passiert, so ist es kein „Parken“ sondern ein soziales Miteinander… mein kleiner ist dabei noch so drauf, dass es ihm in der Regel nach 20-30 Minuten zu viel wird und er anfängt zu motzen, dass das Ding nun aus soll (es sei denn wir schauen Cars auf DVD :))

  3. Wenn man meine damaligen Lehrer Fragen würde,
    ich war einer dieser Störenfriede, ein Querulant.
    Auf dem Schulhof auch schon mal ein Rabauke.

    Das fing schon im Kindergarten an.
    Klopapier das Klo runter gespült, um zu sehen ob der Strudel es schafft die Rolle selbständig abzurollen. Prügeleien … naja, irgendwas an mir hat andere provoziert. Angefangen hab ich nie. Schuld war ich trotzdem. Ich hab noch eine Narbe über dem Auge… eine am Kinn … ich wurde älter, aber für viele meiner Mitschüler muss ich wohl ein rotes Tuch gewesen sein. »ein große Klappe«

    Einser Kandidaten haben mich fasziniert. Ich kann mich an ihre Namen alle erinnern. Sie haben mich inspiriert. Später, in den 80ern, in einer Gesamtschule in NRW, war ich in den Fächern Naturwissenschaften, Chemie, Bio, Informatik, Angewandte Informatik, Religion und Wirtschaft ein Einser Kandidat.

    Komischerweise in Kunst, Musik, Deutsch, Sport und Mathematik nicht. Nicht mal für English langte es. Heute schaue ich DVDs idR im OTon mit englischen Untertiteln. Jede Software die ich nutze ist English und alle Manuals.
    Die Hauptfächer hatte ich vollends vergeigt. Keine Zulassung zum Abitur.

    Mein beruflicher Werdegang war dann eine mittlere Katastrophe, bis ich in Hamburg einen Job fand. 3D Operator. Ich lernte innerhalb einer Woche Photoshop und in einem Jahr AliasWavefront Poweranimator. Nach 2 Jahren administrierte ich den MacIntosh Bereich, später übernahm ich mit einem Freund die Netzinfrastruktur, wurde zum Sysadmin und habe zudem Architekturvisualisierungen realisiert, die Preise im Ausland gewannen.

    Ich war, aus heutiger Sicht, ein Problemkind 100% … Es gab aber Menschen die mich nicht abgeschrieben hatten. Denen danke ich, und ich weiß, alleine hätte ich das nicht geschafft. Die Welt ist nicht schwarz und nicht weiß. 3D in Bunt und Kugelrund, dreht sich nicht nur alles um das, was von außen zu sehen ist.

    Heute habe ich ein gute Einschätzung, wo die Ursachen der Probleme lagen.
    Unter anderem hatte es auch mit Bildungspolitik zu tun. NRW war zwar SPD Landesregierung aber 16 Jahre Kohl bedeuteten, weniger Lehrer, mehr Schüler in einer Klasse. Die SPD unternahm dagegen auch nicht viel. Oppositionelles Blabla aber wenn es den Haushalt entlastete blieb mehr Geld für Wirtschaftsförderung. Die SPD nennt es dann nur Strukturförderung. Klingt nicht ganz so Kapitalistisch. Das Ergebnis deren Politik ist auch für die Tonne.

    Mein Elternhaus hatte auch unter Politik zu leiden. Unter anderem fehlte die Anerkennung der Erziehungsjahre. Was eine Mutter von 3 Kindern leisten musste wurde damals in keinster Weise gewürdigt. Auch dann nicht wenn der Vater im Ausland arbeitete. Wie dem auch sei. Für „alleinerziehende“ Mütter gab es damals nicht viel und Gleichstellung … lächerlich. Was da noch so alles folgte muss ich hier nicht ausbreiten … aber schön war es nicht.

    Fernsehen?
    Wir wohnten nahe der holländischen Grenze, es gab Britische und Holländische Kasernen in unserer Nähe. Sogar eine Soldatensiedlung der Briten in unserem Dorf. Aus diesem Grund hörte ich BFBS, sah RTL und wir bekamen Kabelfernsehen Anfang / Mitte der 80er. Ich darf mich brüsten Knightrider, ATeam und anderen Schrott lange vor meinen Mitbürgern im Original gesehen zu haben. (Welch zweifelhafte Ehre)

    Alles in allem kann ich deinem Beitrag in nur sehr wenigen Punkten zustimmen.
    Menschen, Menschenkinder mit faulen Äpfeln zu vergleichen ist IMHO nicht fair.

    Es sind Kinder. Sie sind so leicht beeinflussbar. Zum guten, wie auch zum negativen. Wenn deine Kinder stark genug sind, und davon gehe ich aus, dann können sie anderen helfen. Wäre das nicht toll?

    Ich lade dich und deine Kinder gern auf nen Milchshake ein und wir gehen eine spazieren? Ihr habt ein tolles kleines Wäldchen, gleich hinter der Kreuzung. Anfang des Herbstes duftet das dort ganz herrlich.

    Mit realen Grüßen,
    yt

  4. Klingt sehr nach meiner eigenen Laufbahn… Aber ganz ehrlich, genau dieser kreativ subversive Wahnsinn der Kinder auszeichnet, die sich eher unter- als überfordert fühlen, fehlt mir heute leider oft genug….
    Gerade heute wurde ich da aber auch mal wieder sehr positiv überrascht…

    Was den Apfelvergleich angeht, so soll der keineswegs abwertend sein, es geht mir viel mehr um den Effekt, dass eben, und das beobachte ich immer wieder, es relativ leicht ist, eine Gruppe zu korrumpieren, wenn man als einzelnes „Schwarzes Schaf“ reingeht, andererseits aber das eben andersrum nur schwer funktioniert… das Bild ist da vielleicht etwas drastisch, aber manchmal darf man auch provozieren 😉

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