Heute kam bei mir im Stream die Frage nach anonymen Email-Adressen auf. Ein naheliegender Wunsch, so wie es heute aussieht. Aluhüte haben Hochkonjunktur und viele Versuchen, die Gardinen, so gut es irgend geht, zuzuziehen.
Eine Email-Adresse, die nicht mit meinem Leben afk verbunden ist. Ein Stück zurückeroberte Freiheit in Neuland… ein kleines Vorhängeschloss vor meiner persönlichen Kommunikation…
Ich habe mal darüber nachgedacht. Die meisten Anbieter, die solche Adressen anbieten, sind kostenpflichtig.
Da taucht dann schon die erste Frage auf: Wie genau kann sichergestellt werden, dass meine Bezahldaten via Paypal oder Überweisung, die ja nun personalisiert sind, in keinem Fall mit meinem Account zusammengebracht werden können? Das stelle ich mir schwierig vor. Die einen sagen da, sie arbeiten mit hochverschlüsselten Anlagen und machen die Zuordnung über einen Zuordnungscode, der sofort nach Zuordnung vernichtet wird. Andere werben mit Standorten in besonders Datenschutzfreundlichen Ländern. Naja, ich persönlich glaube nicht wirklich daran, dass sich die Anonymität da 100%ig sicherstellen lässt.
Aber viel wichtiger und ganz unabhängig davon: Was nutzt mir ein anonymer Account, wenn ich ihn sinnvoll als Normalmensch nutzen will? Mein Klarname in der Signatur? Fällt aus. Ein Dokument versenden, das Rückschlüsse auf meine Person erlaubt? Pustekuchen.
Und selbst, wenn ich auf alles achte, keine Klarnamen verwende in der Email, keine Dokumente versende, die auf mich schliessen lassen, besteht immer noch die Gefahr, dass der Empfänger meiner Email seine Mails am Androiden oder über Windows, also Systeme, die zumindest nach aktuellem Nachrichtenstand nicht zwingend die Anonymität schützen, abruft und mich mit Klarnamen in seinem Adressbuch hat… womöglich noch ein Cloud-Adressbuch in dem dann auch gleich meine Adresse und Telefonnummer stehen… das ist die Crux. Es funktioniert nur, wenn es alle machen oder wenn ich sehr genau weiß, wem ich solche Emails schicken kann, ohne meine Flanke zu öffnen.
Ich komme zu dem Schluss, dass ich anonyme Emails mit realistischer Benutzbarkeit heute schon für unmöglich halte.
Dann lieber namentlich bekannt aber mit PGP verschlüsselt. Andererseits ist ein Wechsel zu einem solchen Anbieter natürlich auch ein Stück weit ein Statement… denn auch das muss klar sein: Jeder, der seinen Mailaccount bei den einschlägigen Anbietern hat, von denen wir nun wissen, dass sie offen sind für allerlei Zugriffe, jeder, der nicht den Ausweg zu einem Anbieter sucht, der zumindest symbolisch die Anonymität zu gewährleisten versucht, gibt den Mail- und anderen Diensten sein stillschweigendes Einverständnis, weiterzumachen, wie gehabt.
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