Vor ziemlich genau 2 Jahren startete ich einen gewagten Versuch: Google vermeiden.
Geboren aus einer Schnapsidee. Zum damaligen Zeitpunkt nutzte ich keine sozialen Netze, nicht mal ein Smartphone nannte ich mein Eigen. Es schien schon sehr leicht. Bis dahin hatte ich vorwiegend meinen Blog gefüttert, Nachrichten aus dem Internet gelesen und bin umhergesurft.
Es gab auch einen Blogpost zu diesem Selbstversuch, den Ihr hier nachlesen könnt. Im Endeffekt führte der Versuch zu einer Art Aufgabe, wie man dort nachlesen kann. Nun war der Versuch von einer Laune getrieben und nicht weiter ernsthaft und ich muss sagen, dass ich mich heute freue, dass mir eben dieser Versuch am Ende den Weg zu google+ geebnet hat, das als tolle Plattform gestartet ist, die in meinen Augen leider in den letzten Wochen und Monaten stark nachgelassen hat.
Zusätzlich getrieben von den medialen Ereignissen der letzten Wochen habe ich nun neuen Elan, den Versuch erneut, wenn auch diesmal moderater, neu angehen zu lassen. Beim ersten mal war das erklärte Ziel, google komplett zu vermeiden. Nun, ich bleibe dabei, dass dieser Versuch zum scheitern verurteilt sein dürfte, durchziehen die feinen Äderchen googles doch heute weite Teile des Netzes. Es ist schon schaurig zu sehen, dass in Reaktion auf das Posten eines neu erworbenen Hutes bei g+ wochenlang alle Webseiten, die ich besuche, von Hutwerbung geziert werden…
Nebst google+ hab ich nun natürlich auch noch einen Androiden, der mit google-Konto quasi zwangsverknüpft ist… nun gut, dieses Konto ist separat und wird im Prinzip nur für g+ und den Androiden, also google play verwendet. Als Nebeneffekt hängt man mit diesem Profil natürlich auch bei Youtube drin, wenn man was anschaut. Einen zweiten Account habe ich zum syncen von Kalender und Adressbuch. Das hat sich damals als sinnvoll erwiesen, da ich über mehrere Geräte darauf zugreife. Durch die Trennung der Accounts bilde ich mir ein, die Profilierung zumindest zu erschweren, indem nicht alle Daten zusammengeführt werden.
Nun denn. Beim Schreiben merke ich, dass der Versuch dieses mal schwerer werden wird. Das Problem des Androiden wird sich zwar in ein paar Monaten dank Jolla ändern, aber bis dahin muss ich mir irgendwie helfen.
Nun… so viel steht fest, mein bisheriger g+ und Android-Account wird gelöscht. Hierfür wird wohl oder übel ein neuer Account hermüssen, ansonsten ist das Android-Phon nicht wirklich benutzbar. Da der an ein Telefon geknüpft ist, kann ich mir da wohl jegliche Privacy ans Ohr schmieren, was bedeutet, dass sich meine Smartphone-Nutzung grundliegend ändern wird.
Ferner möchte ich auch weiterhin gerne meine Blogposts bei g+ platzieren, hierfür habe ich einen jungfräulichen Account angelegt und dem Blog eine google-Seite spendiert. Inwiefern ich das so belasse, wird die Zukunft zeigen. Die Inhalte des Blogs werden eh indexiert, und das ist auch sinnvoll so, ergo können sie auch in g+ geposted werden.
Des Weiteren werde ich die Benutzung von g+ auf ein Minimum reduzieren. Kein beiläufiges „Plussen“ mehr, wo jedes geplusste Objekt, jeder geplusste Kommentar dazu beiträgt, ein Bild von mir zu generieren, das am Ende nicht ich bin. Es gibt bei g+ Leute, die benutzen das Plussen quasi, um zu markieren, was sie schon gelesen haben. Andere benutzen das Plussen, um auch bei abweichender Meinung ihren Respekt für den Schreibenden zum Ausdruck zu bringen… Nun, machts Euch klar, im Zweifel kann auch aus diesen Interaktionen ein Bild von Euch gesponnen werden, das dann doch sehr an der Realität vorbeigeht….
Neben dem Inhalt sind es auch Personen, zu denen Ihr Euch mit einem hingeklickten Plus bekennt. Ein Plus bei einem tollen Beitrag über das Kochen japanischer Tees kann gleich ganz andere Dimensionen haben, wenn er von einem führenden Neonazi oder einem potentiell als gefährlich eingestuften Verbrecher kommt.
Jede Interaktion wirkt sich irgendwie aus.
Das mein ich garnicht paranoid, aber wir sollten uns dessen bewusst sein. Ein vor mehreren Wochen geschriebener Post von mit befasst sich mit der „schönen neuen Welt„, der wir uns nähern. Nun… heute wissen wir, dass wir ihr näher sind, als ich damals angenommen hatte.
Frei von Paranoia oder schlechtem Gewissen ist meine Entscheidung, dieses Spiel soweit ich es kann, nicht mitzuspielen. Die Gardinen soweit es geht, zuzuziehen. Dabei möchte ich auf google nicht verzichten, ich möchte aber der Prämisse aus meinem Blogpost zu Diaspora gerechter werden:
Ich will die Plattformen nutzen, aber nicht von den Plattformen benutzt werden.
Dazu gehört ein vorsichtiger Umgang mit meinen Daten, ein Ausweichen auf Alternativen, wo immer möglich, aber eben auch die Nutzung da, wo sinnvoll, in dem Rahmen, der sinnvoll ist.
Meine Social-Network Aktivitäten, das las man ja schon, habe ich fürs erste auf Diaspora verlagert. Google+ werde ich, wie gesagt, erheblich einschränken, facebook und twitter wohl löschen. Emails hab ich noch nie via google gehandhabt, außer denen, die als Systemmails aus den Accounts selber herauskommen. Ich nutze einen freemail Account für spamlastiges sowie meine eigene Domain für privates. Ja, ich habe über einen anonymen Email-Service nachgedacht, meine Gedanken dazu habe ich hier kurz zusammengetragen und den Gedanken verworfen.
Konsequenterweise werde ich hier im Blog die entsprechenden Plugins zu den sozialen Netzen herausnehmen, macht es doch wenig Sinn, diese hier zu halten, wenn ich einen anderen Weg gehe. Als Kommentarfunktion steht die hauseigene von WordPress zur Verfügung, die hoffentlich gut genutzt wird. Zur Bewertung der Posts gibt es das Sternchen-Rating, das obendrein eine differenziertere Rückmeldung erlaubt als ein plus oder ein like und das noch ganz ohne dass daraus irgendwas über Euch abgeleitet wird.
Privat läuft mein PC schon länger auf Ubuntu, als Browser läuft Firefox inkl. Stealth Proxy bei Bedarf, Thunderbird ist mit OpenPGP ausgestattet (was leider in Ermangelung vieler anderer, die das nutzen, kaum zur Anwendung kommt). Als nächsten Schritt plane ich eine OwnCloud einzurichten für Kalender und Adressbuch sowie Dateitransfer.
Die nächsten Wochen wird der Blog sich ergo nicht mit politischem oder gesellschaftlichem Lamentieren füllen, sondern mit Tipps und Berichten zu Alternativen zu den „Großen“ im Online-Markt.
In diesem Sinne…
Google ganz zu meiden, ist – wie du schon schreibst – fast unmöglich. Ich hab hier auch noch einen Androiden… ist auch ein spitzen Gerät, nur die Fesselung an Google nervt mich. Das nächste Smartphone wird evtl auch ein Jolla Phone oder ein Ubuntu Phone.
Ich hab hier auch ausschließlich Ubuntu am laufen, mit Firefox… Thunderbird und Enigmail für PGP, Jabber + eigenen Jabber Server, OwnCloud zur Synchronisierung von Dateien, Kontakten und Terminen und zum Teilen von Dateien.
In ZUkunft will ich meine Social Network Aktivitäten auch mehr auf Diaspora verlagern. Google Plus soll weniger genutzt werden.
Für mein Blog ist ein neues, streng Datenschutzkonformes Theme in Arbeit. Es werden keine Daten von externen Servern geholt, wenn der User es nicht ausdrücklich erlaubt hat.
SSL Zertifikate stelle ich mir demnächst selbst aus. Dass man den üblichen CAs noch vertrauen kann, glaube ich nicht.
SSDs und Festplatten sind verschlüsselt; ebenso meine Cloud. Überall verschiedene, starke Passwörter. Ein VPN Server zum Absichern von unsicheren Verbindungen.
In letzter Zeit habe ich viel für meine Sicherheit getan. Ganz fertig bin ich noch nicht… es gibt noch viel zu tun. Und was bringt mir PGP, wenn es sonst keiner nutzt? …