Vorgehen gegen Presse „generell“ denkbar…

Zeichnung-3Mal wieder ein Beitrag aus der Rubrik „Nachrichten auf Links gedreht„. Verballhornte Formulierung und deren eigentliche Bedeutung wenn man die rhetorischen Tricks  mal hinterfragt….

Anbetrachts des britischen Auftretens gegenüber dem Guardian, das am Wochenende bekannt geworden ist, haben sich Pressevertreter weltweit sehr kritisch geäußert. Der Guardian wurde laut Medienberichten von der britischen Regierung aufgefordert, Computer und Festplatten mit Recherchematerial zu vernichten.

Auch verschiedene Regierungen haben sich nun, mit leichter Verzögerung, zu dem Vorfall geäußert und ihre Bevölkerung beruhigt.

Der Deutsche Regierungssprecher sagte:

„Ich denke, ein solches Szenario, wie es jetzt in Großbritannien diskutiert wird, ist bei uns kaum vorstellbar.“

Selbst die Regierung der Vereinigten Staaten hat sich wohl in ähnlicher weise geäußert.

Man könne sich kaum eine Situation vorstellen, in der ein solches Vorgehen in den USA gerechtfertigt wäre.

Na dann ist ja alles gut! Thema abgehakt, über die Einhaltung der Pressefreiheit muss man sich in diesen Ländern also keine Sorgen machen…

HALT. Kopfweh – da stimmt was nicht…. Moment, nochmal lesen… steht da wirklich „kaum„?

Der Duden sagt über die Bedeutung des Wortes „kaum„:

  1. fast gar nicht
  2. nur mit Mühe; unter Anstrengungen
  3. vermutlich nicht, wohl nicht

Im genannten Zusammenhang bedeutet das konkret, dass die besagten Regierungen scheinbar beide nicht kategorisch ausschliessen wollen, dass so etwas möglich wäre, dann nämlich würden sie wohl sagen „Eine solche Situation ist in unserem Land nicht vorstellbar.“ PUNKT.

Aber nein, sie ersetzen das „nicht“ durch ein „kaum„. Unser Regierungssprecher besticht noch durch die weitere Aufweichung, indem er den Satz mit „Ich denke…“ beginnt…. zu was macht das diesen Ausspruch? Wenn er mit „Ich denke..“ einleitet, agiert er dann überhaupt noch als Regierungssprecher oder ist das nur seine persönliche Meinung, die er zum besten gibt?

Das Ersetzen des „nicht“ durch ein „kaum“ ist aber der eigentliche Knackpunkt. Dieser verbale Winkelzug macht aus dem Satz in der Tat etwas komplett anderes. die Aussage, die durch das „kaum“ gemacht wird ist in der Tat nichts anderes als die folgende:

„Ein solches Szenario, wie es jetzt in Großbritannien diskutiert wird, ist bei uns generell vorstellbar.“

Denn das „kaum“ ist  nunmal das Gegenteil einer Negation. Das „kaum“ macht aus dem Unvorstellbaren das eben doch, wenn auch schwer, Vorstellbare.

Ob dahinter Kalkül steckt oder der mittlerweile unseren Regierungen in Fleisch und Blut übergegangene Reflex, Aussagen immer so aufzubauen, dass sie am Ende keine Aussagen sind, sei mal dahingestellt….

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3 Gedanken zu „Vorgehen gegen Presse „generell“ denkbar…

  1. Denke mal an die Sache in Gladbeck…vor rund 20 Jahren. Da war ein vorgehen gegen die Presse unumgänglich.
    Es ist wie mit allem…bis zu einem Punkt und nicht weiter…die Situation entscheidet dabei den Weg.

  2. Gladbeck war sicherlich ein Sonderfall, hier haben Journalisten aktiv in den Ablauf eines Verbrechens eingegriffen und somit durch ihre Handlungen vor Ort Gefahr verursacht, sich selbst in Gefahr gebracht und womöglich eine frühere Auflösung des Problems verhindert.
    Das ist dann schon eine andere Qualität als die Recherechearbeit zu be- oder verhindern… aber Du hast natürlich recht, dass das Beispiel einen Grenzbereich aufzeigt. Anderes Beispiel in unserem Land ist eben die Spiegel Affäre.

  3. In jedem Fall ist die Freiheit der Presse wichtig. Ich selbst verteidige deshalb bewußt immer die Bildzeitung. Sicherlich bis auf den Sport auch nicht mein Blatt….aber immer frei raus. Im Fall der Bildzeitung ist dieses nützlich bei diesen ganzen Verbrechern die der Staat mit Samthandschuhen anfasst. Ein Kinderschänder z.b. wird von Bild mit Foto und Identitätsbeschreibung gezeigt….das machen andere eher nicht.
    Bei unserem Pressesystem muss man halt damit leben das hie und da mal was in die Hose geht….das ist der Preis.

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