Über die Sinnhaftigkeit des Blockens…

faust2Was ist eigentlich das schöne an den „sozialen“ Netzen? Ist es der freie Austausch, die offene Diskussion und der schnelle Fluß von mehr oder minder sinnvollen Informationen, Meinungen oder Ideen? Oder ist es doch eher die Möglichkeit, sich seine eigene Welt, ganz so, wie man sie gerne hätte, zurechtzulegen?

Die Möglichkeiten scheinen nahezu unbegrenzt. Ein gewisses internationales Sprachvermögen vorausgesetzt, kann uns das Netz mit tausenden, zehntausenden, ja Millionen Nutzern allüberall auf der Welt verbinden. Da kann es dann, so rein meinungstechnisch, schon auch mal unübersichtlich werden.

Nun bietet das Netz ja allerlei Möglichkeiten, sich seine ureigenste Filterblase zurechtzulegen. Der geneigte Leser entscheidet selbst, wen er in seine engeren Kreise lässt, indem er jemandem folgt oder eben nicht folgt, darüber hinaus kann er andere Teilnehmer elektronisch ignorieren oder gar ganz blockieren und somit aus seiner eigenen Welt „löschen“.

Was bedeutet nun das? Blockieren. Blockieren ist praktisch, aus der individuellen Perspektive des Blockierenden, die totale Vernichtung des Blockierten, die Verbannung aus seiner ureigenen Social Media Welt. Für den Blockierten wiederum, kann es alles mögliche bedeuten, je nachdem, ob er es überhaupt mitbekommt. Es reicht von „total egal“ bis hin zum Zusammenbruch des Weltbilds.

Zumal man manches Mal auch den Hintergrund womöglich nicht versteht, nicht kennt. Speziell, wenn dann ohne eine Art von Warnschuss durch vorherige Anrede des Betroffenen geblockt wird und somit keine Möglichkeit zur Relativierung oder Richtigstellung gegeben wird, kann das ganz schön ins Auge gehen.

Blocken heißt auch, die technische Grundlage zu schaffen, dass Missverständnisse nicht geklärt werden können.

Fatal wird es, wenn dann noch weiteren empfohlen wird, die entsprechende Person zu blocken. Das kommt in der Tat massivem Mobbing gleich, kann sehr verletzend sein und für massiven Unfrieden bei allen Beteiligten sorgen. Blocken kann so auch „Gewalt“ sein.

Die sozialen Medien geben einem wunderbare Werkzeuge an die Hand. Im Normalfall sollte ein Entfolgen oder Ignorieren doch schon reichen, um das gewünschte Zeichen zu setzen und der direkten Kommunikation aus dem Wege zu gehen, wenn man das denn will. Blocken, als Reaktion auf eine mehr oder minder vernünftige Diskussion, auch wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, ist in jedem Fall fehl am Platz. Diese Maßnahme sollte Trollen vorbehalten sein, die absichtlich stören.

Und in ganz krassen Fällen, wo tatsächlich Grundwerte angegriffen werden, gibt’s obendrein die Option, Accounts zu melden.

Blocken als „Standardmittel“ der persönlichen Filterblasensteuerung finde ich persönlich völlig inakzeptabel. Ich habe, und darüber bin ich ganz froh, noch nie eine Person blocken müssen sondern bin bislang noch immer auf anderem Weg zu einer Lösung gekommen – und wenn diese darin bestand, sich zu einigen, sich künftig aus dem Weg zu gehen. Geblockt habe ich allerdings den einen oder anderen professionellen Spam-Account bzw. Marketingaccount. Das finde ich legitim.

Beim Blocken sollte man in jedem Fall immer daran denken, dass hinter dem Bildschirm eben doch noch ein Mensch sitzt. Und dann sollte man sich fragen, ob man, wenn man es denn könnte, auch in der Kneipe um die Ecke Menschen einfach ausknipsen würde, wenn sie einem nicht passen….

In diesem Sinne…

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