Was bedeutet Bedeutung? Was bedeutet es, wenn etwas bedeutsam ist? Hat Bedeutsamkeit eine Bedeutung, und wer hat die Deutungshoheit über Bedeutung und Bedeutsamkeit?
Bedeutet Bedeutung mehr als Bedeutsamkeit oder ist Bedeutsamkeit bedeutungsvoller als Bedeutung? Bedeutet etwas etwas, dann ist es nicht zwingend bedeutsam, hat womöglich, über das reine Bedeuten hinaus, keinerlei Bedeutsamkeit.
Hat Bedeutungslosigkeit eine Bedeutung? Ist Bedeutungslosigkeit bedeutsam? Was bedeutet das alles? Und… wenn mir bedeutet wird, dass das alles bedeutungslos ist, was bedeutet das dann für die Deutung der Bedeutung der Bedeutsamkeit?
Was will der Autor dem geneigten Leser bedeuten?
Die Bedeutung eines Wortes, selbst eines bedeutsamen, kann man komplett in Bedeutungslosigkeit umdeuten, wenn man es nur ausreichend überstrapaziert. Wiederhole irgendein Wort 100 Mal laut, und Du wirst merken, wie es seine Bedeutung für Deinen Geist verliert und zum reinen Geräusch verkommt. Einfluss darauf haben wir kaum. Worte, deren phonetischer Klang, sind Hülsen. Leere Hülsen, die unsere Erfahrungen mit Bedeutung füllen. Meist geschieht dieses Füllen mit Bedeutung relativ gleichgeschaltet, manchmal aber auch völlig verschieden.
Nehmen wir beispielsweise „Vorsorge“, ein Wort, das frei von Kontext von einem Versicherungsvertreter sicher vollkommen anders interpretiert wird, als von einem Arzt. Nehmen wir „Stütze“, ein Wort, das frei von Kontext von einem Arbeitsagenturbeamten wohl völlig anders verstanden wird, als von einem Architekten.
Nun sind das verhältnismäßig banale Beispiele. Wie steht es mit essentiellerem… nehmen wir „soziale Gerechtigkeit“. Hier gibt es Bedeutungsräume, die sehr weit auseinander gehen, je nach dem, in welchem politischen Spektrum man sich umsieht. Und überhaupt, was ist „gerecht“ oder „Recht“ oder „richtig“?
Interessant finde ich es, zu beobachten, wie sich manche Gruppen gegen manche Begriffe stellen… um der ihnen gegebenen Bedeutung wegen bis hin dazu, dass der Jägermeister aufgefordert wird, sich umzubenennen, weil ja das Töten von Tieren dadurch verherrlicht würde (irritierenderweise unter dem Alternativvorschlag „Waldmeister“, was ja nun wahrlich suboptimal ob der Verwechslungsgefahr mit einem Kinder-geeigneten Getränk wäre).
Nun frage ich mich… macht es wirklich Sinn, Worte um ihrer Bedeutung Willen zu verdammen? Die Geschichte hat schließlich oft genug gezeigt, dass es aussichtsreich ist, die Bedeutung eines Begriffes anders auszufüllen.
Was assoziieren wir mit „made in Germany“? Gedacht als Stigma für Güter aus dem „bösen Deutschland“, entwickelte sich schnell der Mythos um die Qualität so gekennzeichneter Produkte. Eine wahrlich nicht gewollte Bedeutungsdimension.
Es gibt eine Menge solcher Begriffe aus neuer oder alter Zeit, die mit anderen Bedeutungen gefüllt wurden oder eben auch nicht. Begriffe, die uns im Alltag begleiten. Offensichtliche Umdeutungen der Neuzeit sortieren wir gerne in den Bereich „Neusprech“ ein, angelehnt an Orwells „1984“ mit seinen sprachlichen Psychospielchen.
Ich frage mich immer wieder, ob man sich nicht genau diese Mittel auch positiv zu Nutzen machen kann, indem man die (Be-)Deutungshoheit über unser Vokabular nicht denen überlässt, die Bedeutungen verwässern und einen Sprachgebrauch forcieren, der im besten Sinne Systemkonform ist, oder radikal oder die Begrifflichkeiten pervertierend.
Wahrscheinlich ist es auch nur ein Rudern gegen Windmühlen… aber wer weiß… und vielleicht reicht es ja schon aus, wenn jeder sich mal ein paar Gedanken macht über die Bedeutung der Worte, die er so benutzt oder die ihm so begegnen… empfohlen sei hierfür die Rubrik im Blog „Nachrichten auf Links gedreht„, in der ich mich mit Medienberichten auseinandersetze, in denen Wort- oder Zusammenhangsspielereien getrieben werden.
In diesem Sinne…
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