Medion Life E85015 / MD 86162

Am Wochenende hab ich mich doch tatsächlich zu einem Spontankauf bei unser aller Lieblingsdiscounter hinreissen lassen…

Ich war schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Mediaplayer, der unseren 42″ LCD adäquat mit HD-Filmmaterial zu füttern in der Lage ist. Ich habe zwar schon seit längerem eine kleine DVico TViX 2000 mini, mit der ich auch sehr zufrieden bin, aber leider streckt das gute Teil – bei allen Vorteilen, die es durch seine geringe Größe bietet – bei HD-Material die Waffen…

Im Aldi – in unserem Gebiet ist Aldi-Nord zuständig – stand nun in dieser netten kleinen Glasvitrine ein unscheinbarer kleiner Karton… „Design Full-HD Media Player“ stand drauf… ein kurzer Blick über den Karton zeigte auf, dass das Teilchen in der Lage ist, so ziemlich jedes denkbare Format von Avi über  Mpeg und ISO bis hin zum für HD-Material mittlerweile dominanten – und von den meisten Playern nicht unterstützen – mkv und ts im H.264 codec… ferner unterstützt das Teil alle gängigen Dateisystem von Fat32 über NTFS bis hin zu – und das ist wieder ein Schmankerl – dem Linux/Unix eigenen EXT3.

Eine eigene interne Festplatte hat das Kästchen zwar nicht, dafür hat es aber 2 USB-Ports – einen vorn für USB Sticks u.ä., einen diskret hinten versteckt – einen Universal Karten- Leser (SD, MMC, SDHC) als weiteren Zugang vorne sowie – und das ist imho wieder ein Highlight – einen Netzwerkanschluss RJ45 (10/100Mps) zum Zugriff auf Mediendateien im via LAN oder zum Empfang von Streams via UPnP Mediaserver.

Das ganze für 80,- € – also ca. 40,- € günstiger als ähnliche Geräte via Onlinehandel… da hab ich kurzerhand zugeschlagen…

Zu Hause das Teilchen angeschlossen via HDMI – alternativ geht auch YPbPr – und optischem Digital-Audio-out an die 5.1 Anlage, USB Platte dran und los geht der Spaß… (alternativ gibts natürlich auch klassische analoge Anschlussmöglichkeiten)

Bildqualität ist für meine Begriffe via HDMI hervorragend, es werden tatsächlich alle Formate die ich probiert habe von dem Teil wiedergegeben, die Bedienung ist intuitiv – was in Anbetracht der imho doch eher unzulänglichen Anleitung auch essentiell wichtig ist – und auch der Ton klingt satt und gut über die Anlage. Auflösungen bis 1080p (Full-HD) sind auch kein Problem, wobei mein Fernseher leider nur bis 720p/1080i unterstützt.

Insgesamt von mir ein klarer Tipp, wer noch so ein Kästchen zu greifen kriegt und Verwendung dafür hat, kann imho bedenkenlos zugreifen, zu dem Preis hat man da ein durchaus brauchbares Gerät.

Wermutstropfen gibt es natürlich auch, und die möchte ich jetzt noch kurz beleuchten.

Zum einen wäre da – recht offensichtlich – die Menüführung. Die ist zwar sehr übersichtlich, aus irgendeinem – wahrscheinlich gestalterischen – Grund wird aber nur rund die Hälfte des Bildschirms zur Anzeige von Informationen genutzt, was dazu führt, dass in der Liste der Dateien nur eine handvoll Dateien gleichzeitig abgebildet wird – ich meine, es sind immer nur so 5-6 Zeilen, die dort angezeigt werden. Bei meiner alten Dvico Box waren es so 20 Dateien, die untereinander gleichzeitig angezeigt wurden. Im Gegenzug hat man dafür aber hier beim bewegen der Auswahl auf eine Mediendatei direkt eine Vorschau im rechten Bildbereich. Dennoch, ein Re-Design der Benutzerführung zu Gunsten besserer Übersichtlichkeit in der Dateiauswahl wäre wünschenswert.

Die Fernbedienung des Kästchens wirkt, wie so oft bei solchen und ähnlichen Geräten – billig, frickelig und klein. Da ich das Gerät jedoch wie den gesamten Rest der Anlage über eine Logitech Harmony (ebenfalls ein heißer Kauftipp) steuere, stört mich das nur wenig… Das Geräteprofil für das kleine Kästchen ist übrigens in der Harmony-Software von Logitech problemlos abrufbar.

Der nächste – für mich ebenfalls weniger relevante – Haken, ist der DTS-Ton… den kann das Gerät nämlich nicht selber decodieren um ihn z.B. auf TV Geräten oder nicht DTS-fähigen Anlagen wiederzugeben… wer also keinen externen DTS Decoder oder eine DTS-fähige Anlage besitzt, sitzt bei Medien mit DTS-Ton auf dem auditiven Trockenen. In meinem Fall wirkt sich das – wie gesagt – nicht aus, da mein Receiver den Job des DTS Decodierens mit Freuden übernimmt.

Ein spürbarer Haken beim Ton jedoch ist, dass das Gerät im Bedarfsfall nicht selbstständig von der Ausgabe von Mehrkanalton auf Zweikanalton und andersrum umschaltet. Wenn ich also eine Mediendatei die keine Mehrkanaltonspur hat abspiele, der Player aber auf Mehrkanalton eingestellt ist…. Schweigen im Walde… der Player muss erst auf Zweikanalton umgestellt werden, wenn ich was hören will… das ist mir unbegreiflich und bei anderen Geräten – soweit ich weiß – besser gelöst… sind aber schlimmstenfalls ein paar Sekunden, um das im Zweifelsfall umzustellen… danach steht ungestörtem visuellem und auditivem Filmgenuss nichts mehr im Wege…

Für mich schon nerviger ist die Tatsache, dass der Player, sobald er Strom bekommt, automatisch in Betrieb geht… da ich meine gesamte Multimedia-Anlage über eine schaltbare Steckleiste mit Strom versorge, die wenn die Anlage nicht in Betrieb ist, aus gemacht wird – Ihr wisst ja, die bösen Standbykosten – springt die kleine Box jedes Mal an, wenn ich auch nur Nachrichten im Fernsehen gucken will… das sollte zumindest irgendwo einstellbar sein, ob das Gerät sich so verhalten soll… darüber hinaus kann man das Gerät aus dem Standby-Modus scheinbar nicht direkt in den Off-Modus versetzen… auch komisch gelöst… über die Fernbedienung kann man das Gerät anschalten oder in den Standby-Modus versetzen, nicht jedoch in den Off-Modus, das geht nur über den Knopf, vorne am Gerät. Drückt man diesen, wenn das Gerät an ist, dann geht es komplett aus, drückt man den Knopf aber, wenn das Gerät im Standby-Modus ist, geht es an… habe auch mal probiert, den Knopf länger zu drücken… macht keinen Unterschied… um das Gerät also aus dem Standby-Modus in den Off-Modus zu versetzen, muss man es paradoxerweise erst anschalten…

Außerdem wünschenswert wäre, dass das Kästchen – wenn es schon 2 USB Ports, Netzwerk und SD Slot sein eigen nennt – über eine Kopierfunktion verfügen würde die es erlaubt, Dateien von einem Datenträger auf einen anderen zu transferieren… eine gute Konstellation wäre z.B., eine große externe Platte an den hinteren Anschluss zu stecken, und dann neue Medien zum Beispiel via USB Datenträger oder SD Card im Gerät selber auf die große Platte kopieren zu können.Auch über Netzwerk wäre eine solche Funktion nützlich, da z.B. HD Filmmaterial in der Regel in einem 100MBit Netzwerk nicht sinnvoll via Netzwerk auf den TV zu bringen ist. Solche Dateien vor dem Anschauen auf eine direkt an das Gerät angeschlossene Festplatte kopieren zu können wäre hier ein echter Mehrwert und auch nur ein echt kleiner Aufwand gewesen, schließlich basiert die Software soweit ich das durchblicke auf Linux und bietet somit reichlich Möglichkeiten.

Aber vielleicht finden sich da ja bald entsprechende Mods im Netz, jedenfalls kann man bei Medion wohl per Email den Quellcode der Playersoftware anfordern… das klingt vielversprechend.

Ein letzter Punkt noch… die Unterseite des Geräts wird im Betrieb ziemlich warm … ich habe leider keinen Vergleich zu ähnlichen Geräten, wie warm die wohl werden… aber da das Gerät über keine aktive Lüftung verfügt, wundert mich die Temperatur wenig… und oben am Gehäuse bleibt das Teilchen relativ kühl…

Alles in Allem bleibts dabei, klarer Tipp für den kleinen Gelbeutel sofern man auf DTS verzichten kann, oder einen DTS-fähigen Verstärker mit freiem optischem Eingang besitzt. Kleine Mankos muss man für den Preis in Kauf nehmen können, und es wäre ja auch nichts dabei, was sich nicht durch ein Software-Update beheben liesse… das hoffentlich irgendwann folgt…

Ich würde mich auch freuen, wenn die Kommentarfunktion hier genutzt wird, um weitere Verbesserungsvorschläge abzugeben, ich würde das dann bei Gelegenheit mal zusammfassen und an Medion schreiben…

Kurzer Nachtrag (editiert / siehe Kommentare): Zu erwähnen ist noch, dass der kleine Kasten via LAN-Verbindung nur auf UPnP Server oder SMB-Freigaben zugreifen kann.  NFS Freigaben machen hingegen Probleme, ein Anleitung zur Abhilfe für den mutigen Linux Bastler findet Ihr auf folgendem Link im Medion-Portal.

Nachtrag 2: Seit dem 10.02.2010 ist auf der Medion Webseite ein Firmware-Update zum Download bereitgestellt, welches es erlaubt, das kleine Kästchen per WLAN-USB-Stick mit einem Netzwerk zu verbinden. Ich werde das die Tage mal testen.

Nachtrag 3: Seit dem 15.03.2010 ist auf der Medion Webseite scheinbar ein neues Firmware-Update zum Download bereitgestellt, welches es erlaubt, das kleine Kästchen per WLAN-USB-Stick mit einem Netzwerk zu verbinden. Scheint sich um ein Update der in Nachtrag 2 genannten Firmware zu handeln. Funktionsumfang ist jedenfalls identisch. Evtl. sollte hiermit der in den Kommentaren genannte Fehler behoben sein…

Nachtrag 4: Kurze Ergänzung: Medion hat offenbar seine Seitenstruktur geändert, der aktuelle Link zu Downloads für die kleine Kiste ist folgender: http://www.medion.com/de/service/start/_product.php?msn=50033842&x=0&y=0.

Wenn Ihr Euch zu Fuß auf der Medion-Seite nach Software und Updates für den Kleinen auf die Suche machen wollt, dann sucht am besten nach MSN: 50033842

Nachtrag 6: Habe mal das aktuelle Update der Firmware vom Dezember 2010 aufgespielt, nebst einem meiner Ansicht nach deutlich schöneren Menüdesign (das Menü erstrahlt jetzt in minimalistischem Schwarz/Weiß-Look) erlaubt das Setup nun separate Einstellung von LAN sowie WLAN Verbindungen (WLAN ist über USB-Stick möglich). Die WLAN-Funktion werde ich die Tage dann auch mal testen.

lg

Marc

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7 Gedanken zu „Medion Life E85015 / MD 86162

  1. Ähm, Samba ist die Reimplementierung des Windows-Netzwerkprotokolls für Linux. M.a.W. kann man auf Samba-Freigaben zugreifen, gehen auch Windows-Freigaben.

  2. Ach ja, wenn man etwas googlet – es auch nfs, dann muss man aber Hand anlegen, und die Linux-Konsole nicht scheuen. telnet root ohne Passwort … Rest bitte bei Google erfragen oder selber probieren.

  3. Hast recht.. habe da etwas durcheinander bekommen… also, SMB Freigaben sollten gehen, bei nfs Freigaben streckt der kleine Kasten aber offenbar die Waffen… der mutige Linux-Bastler kann unter oben im Haupttext genannten Link eine Anleitung zur Abhilfe finden.
    lg
    Marc

  4. Das Firmwareupdate hat bei mir bei zwei Playern dazu geführt, daß der Cardreader KEINE Karte mehr erkennt, mit vielen verschiedenen SD-Karten.
    Außerdem Aussetzer bei AVIs, die vorher nicht da waren.
    Klarer Tip: Laß die Finger davon.
    Hab den Medion Support angeschreiben, um das „alte“ FW-Image zu kriegen, bisher keine Reaktion. Einen Player habe ich noch umgetauscht gekreiget, nun mit „alter“ FW wieder alles bestens.
    Gruß
    Thomas

  5. Danke für den Tip, dann werd ich erstmal noch abwarten ob Medion in den nächsten Tagen etwas ändert oder äussert – allen anderen Lesern sei gleiches angeraten – würde mich über Meldung von Dir freuen, wenns da neue Erkenntnisse gibt.

    Gruß,
    Marc

  6. Vielen Dank für diesen ausführlichen und sehr informativen Bericht! Ich wollte mir auch einen solchen MediaPlayer kaufen, doch bislang war ich nicht ganz sicher welcher es sein soll. Was ich aus deinem toll geschriebenen Bericht leider noch nicht herauslesen konnte, ist ob das Gerät auch Upscaling unterstützt und somit auch normale Daten hochauflösend ausgibt. Wenn dies der Fall sein sollte, werde ich mir den Player sofort besorgen.

  7. Hallo Jörg, also „Upscaling“ scheint der Player zu beherrschen, der Fernseher zeigt jedenfall unabhängig von der Auflösung der gezeigten Datei 720p/1080i/1080p an, je nachdem, wie der Player eingestellt ist.

    Die Bildqualität überzeugt mich auch bei nicht-HD files in jedem Fall, sofern das Ausgangsmaterial von ausreichender Qualität ist.

    Insgesamt muss ich aber anmerken, dass – wenn ich alles richtig verstanden habe – die Frage nach „Upscaling“ ziemlich überflüssig ist, zum einen haben die HD-Fernseher einen eigenen Upscaler (bei Philips heisst der z.B. „PixelPlus“, bei Panasonic wohl „Acuity“, bei JVC „DIST“ und bei Toshi „Pixel Pro“), da sie ja sowieso jedes eingespeiste Signal auf die physikalische Auflösung des Displays umrechnen müssen…

    Zum anderen bringt ein Upscaling i.d.R. keinen bis wenig Vorteile bei der Bildqualität, da die zusätzlichen Bildinformationen „nur“ durch Interpolation erreicht werden, die fehlenden Pixel werden also quasi durch einen Mischwert aus den Umliegenden Pixeln errechnet… das verhindert zwar Rastereffekte, wirkt dafür aber dann insgesamt leicht „matschig“ da eben die Menge der Bildinformationen nicht verbessert wird sondern „nur“ die vorhandenen Bildinformationen auf mehr Pixel verteilt werden… es wird also nicht wirklich ein HD Bild erzeugt 🙂

    Ich würde mal – ohne Anspruch auf absolute Richtigkeit – sagen, dass Du eine Upscaling-Funktion aus oben genannten Gründen aus Deinen Überlegungen ausklammern kannst, da das Upscaling von den HD TV Geräten meist sehr gut übernommen wird ist diese Funktion wohl wenn wir von Playern reden eher ein Werbegag…

    lg
    Marc

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