Engagement wird weggegendert…

Die Studierenden sind unpolitisch geworden, sagen zwei neue Studien.

So hiess es heute in der Onlineausgabe einer Zeitung. Tatsächlich, eingeklemmt zwischen abfragbarem Auswendiglernen und engen Studienplänen scheint das Interesse der Studierenden, wie es so schön neudeutsch heisst, stetig im Rückgang begriffen.

Das erste, was mir dazu einfiel, war, einen Tweet abzusondern. Reflexartig. Er lautete wie folgt:

„Studierende sind unpolitisch geworden“ Klar. Studierendenaufstand klingt ja auch viel alberner als Studentenaufstand…

Neutral gegendert.

Erst im Witz gemeint, hab ich da mal drüber nachgedacht. Die Gedanken führten zu einem weiteren Tweet:

Wie wichtig ist Identität und wie viel Identität wird durch Neutralisierung des Sprachgebrauchs weggebügelt?

Und damit will ich mich jetzt mal ein bisschen beschäftigen.

Was ist der Unterschied zwischen „Studenten/Studentinnen“ und dem neutral gegenderten „Studierenden“? Nun, ganz einfach, „Student“ ist ein echtes Substantiv, eine Identifikation der Person während „Studierender“ nicht mehr und nicht weniger ist, als ein zum Substantiv verbogenes Adverb. Wo das eine Wort eine Identifikation ist, die Personifizierung einer Tätigkeit, ist das andere nur, und nicht mehr als das, die Beschreibung eines Zustands, nämlich des „studierend Seins“.

Studierend ist nebenher ja auch jemand, der einfach nur mal eben, ganz unakademisch, intensiv ein Preisschild im Supermarkt studiert, oder eine Gebrauchsanweisung für seinen/ihren neuen Dildo. Durch diese an sich ja gut gemeinte Glattgenderei passiert also etwas frappierendes, die gemeinsame Identifikation wird durch eine allgemeine Beschreibung ersetzt, die irgendwie ungreifbar wird.

Nun ist das sicherlich nicht Alleinauslöser für das oben beschriebene, ich kann mir aber sehr wohl vorstellen, dass jemand, der sich nicht als „Student/Studentin“ sondern als neutraler „Studierender“ sieht und versteht, eben tendentiell eher ein neutrales (neutralisiertes) Verhältnis zu seinem Umfeld hat… das Gruppengefühl daran irgendwie subtil krankt… der arbeitende ist nunmal was anderes als der Arbeiter, der lehrende was anderes als der Lehrer und der studierende eben was anderes als der Student…

Das mag ja alles Blödsinn und Neusprech-Verschwörungs-Spinnerkram sein, von daher bin ich gespannt auf Kommentare…

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