Monsanto… ein kleiner Rundumschlag…

exportDa bin ich doch heute in eine Diskussion zum Thema Monsanto geschleudert… und wurde im Laufe eben dieser aufgefordert, mal „Fakten“ auf den Tisch zu bringen, was ich denn bitte gegen Monsanto hätte… im Vorfeld wurden verschiedene Kontra-Monsanto Studien genannt und schonmal prophylaktisch und ohne Nennung von Gründen als haltlos dargestellt, gleichzeitig wurde ohne nähere Nennung von Gründen darauf hingewiesen, dass „informierte Kreise“ ja nicht so kritisch wären.

Meine These: Nix genaues weiß man nicht, jede Menge Nebelkerzen, kaum informationen dafür viel gegenseitiges Gebashe von beiden Seiten. Daher hilft mir nur der Gesunde Menschenverstand mit dem ich mir folgende einfache Fragen stelle:

Welchen Schaden habe ich, wenn die Monsanto-Befürworter richtig liegen und alles ganz harmlos ist?

Keinen.

Welchen Schaden habe ich, wenn die Monsanto-Befürworter falsch liegen und die Gegner richtig?

Ich fresse Gift und/oder schädige Landwirte und Volkswirtschaften und/oder schädige die Welt an sich.

Daraus leitet sich eine simple Handlungsprämisse ab: Solange die Unbedenklichkeit nicht erwiesen ist, bitte die Finger weg. Ein Denkansatz, den ich bei anderen Themen, z.B. der e-Zigarette, so nicht gelten lasse, richtig. Bei der e-Zigarette geht es aber um ein Komfortprodukt, dessen Verwendung ich mit mir selbst ausmache und bei Bedarf komplett vermeiden kann.

Lebensmittel kann man nicht vermeiden!

Ergo argumentierte ich in der Diskussion mit meinem Bauchgefühl und diesem Argument, was prompt aufgegriffen wurde als Schwäche. Zahlen und Fakten überwögen Bauchgefühl hiess es da. Nun, da Zahlen und Fakten nicht genannt wurden, machte ich mich mal auf die Suche…. zum Ende der Diskussion sah ich mich also gemüssigt, dann doch mal google und andere Quellen zu bemühen und ein wenig zu wühlen. Hier das Ergebnis:

Generell zum Thema Zahlen, Daten, Fakten und Studien:

Zahlen sind interpretierbar. Das heisst nicht, dass sie überflüssig sind, es heisst nur, dass sie keinen kompletten Einblick geben sondern die Welt solange zurechtfiltern, bis sie in Zahlen passt. Dann aber entspricht die Abbildung höchstens noch schemenhaft der Realität.

Insbesondere bei Gentechnik so scheints. Ich habe ca eine knappe Stunde gewühlt in Studien und Berichten aller Seiten und fand ausschliesslich Schwachsinn und ein sich Aufeinanderstürzen bei dem es nicht um Inhalte geht, sondern darum, die Schwachpunkte der Argumentationen und Rückschlüsse des jeweils anderen aufzuzeigen oder formelle Fehler anzukreiden.
Wobei keine der Seiten müde wird, immer wieder mal zu behaupten

„es gibt reichlich Studien, die dasunddas belegen“

ohne diese aufzuführen… grmpf…
Dann kommen so Extremfälle wie Sofia Gatica ins Spiel, die wohl eher auf Fehlanwendung denn auf irgendwas anderes zurückzuführen sind (was schlimm genug ist und z.B. einer der Faktoren, die in Studien zu Gunsten der Technik nicht berücksichtigt werden)…http://www.goldmanprize.org/recipient/sofia-gatica
Interessanteste Information in meinen Augen ist der Nachweis von Glyphosat in Urinproben durchaus Einsatzferner Menschen und Tiere (http://www.l-iz.de/Bildung/Forschung/2012/07/Pflanzengift-Glyphosat-gelangt-in-menschliche-Nahrung-42766.html)
Interessant auch die zusammenfassende Studie des NABU, die man allerdings als „Lobbystudie“ getrost in einer der äußeren Ecken der Sichtweisen verbannen kann. http://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/gentechnik/studien/nabu-glyphosat-agrogentechnik_fin.pdf
Ebenso die „Studie“ von EOS, die ich als solche schon fast nicht bezeichnen möchte… http://de.scribd.com/doc/57277946/RoundupandBirthDefectsv5
Monsanto wird natürlich nicht müde, diesen Studien mit Gegenerklärungen und Stellungnahmen zu begegnen, die sich vorwiegend darauf beschränken, wiederum ohne eigene Zahlen zu nennen, die Angriffe zu diskreditieren… http://www.monsanto.com/global/de/news-standpunkte/Pages/default.aspx
Gleichzeitig werden Studien Monsantos zur Zulassung ihrer Produkte von anderen Wissenschaftlern in Frage gestellt, da scheinbar relevante Effekte verschwiegen werden…
Im übrigen müssen sich wohl alle irgendwie relevanten Studien ankreiden lassen, keinen ausreichenden Zeitraum abzubilden…

Schade eigentlich weil sie damit für mich deutlich an Relevanz verlieren und ein Weiterlesen nahezu überflüssig machen…

Folgende Zitate fand ich interessant:

Einer systematischen Übersichtsarbeit zufolge [2] wurde nur eine einzige Fütterungsstudie über eine längere Dauer als 90 Tage durchgeführt. […]

Die einzige Schlussfolgerung, die aus der Studie gezogen werden konnte, war folglich, dass die Anzahl der untersuchten Tiere zu gering sowie die Dauer der Studie zu kurz war, um eindeutige Ergebnisse zu erhalten.

(http://www.medizin-transparent.at/genmais-hysterie-oder-reale-gefahr)
Dass die Herausgabe von Studiendaten Monsantos, die zur Zulassung von GM Saatgut herangezogen wurde, gerichtlich eingeklagt werden musste, hat darüber hinaus auch eine gewisse Aussagekraft.
Im Übrigen scheint es so zu sein, dass alle von Monsanto selbst beigebrachten Zahlen auf Versuchen mit reinem Glyphosat fußen, nicht aber auf der weiterverarbeiteten Form RoundUp, die mit Zusätzen versehen eine bessere Durchdringung der Pflanze bis zur Wurzel gewährt. Womöglich einer der Faktoren die ich oben ansprach und die jegliches Ergebnis um ein Vielfaches verfälschen können. [Glyphosat bzw. das Produkt Roundup sind Breitbandpflanzenschutzmittel, spezielle Saaten von Monsanto zeichnen sich durch eine genetisch anmanipulierte Resistenz gegen diese Stoffe aus].

Was den Weltmarkt angeht so dürfte Monsanto einen Anteil von ca. 25-27% verteilt auf alles Saatgut haben. Beim Genetically Engineered -Saatgut sprechen alle Quellen, die ich finden konnte, von ca. 90%.

Also wo genau sind nun die Zahlen und Fakten, die eine Bewertung erlauben sollen, die mehr Wert hat, als Bauchgefühl?

Update:

Nach ein paar weiteren Gedanken hier nochmal eine Frage, die mir gekommen ist… ich möchte mal so viel sagen, dass Gentechnik grundsätzlich in meinen Augen durchaus legitim ist und ich sie, sofern es um z.B. eine Steigerung des Nährwerts einer Pflanze oder um eine Verbesserung der Schmackhaftigkeit oder was auch immer geht, durchaus anerkenne als etwas positives.

Wie aber steht es um die Monsanto Produkte, die resistent gegen Toxine gemacht sind? Was genau ist nötig, um die Pflanzen gegen Toxine resistent zu machen? Muss hierfür das Toxin selbst genetisch in der Pflanze codiert werden? Weiss ich nicht, halte ich aber für eher unwahrscheinlich. WAS ich aber für ein mögliches Szenario halte, ist folgendes: Die resistente Pflanze zeigt keinerlei Anzeichen einer Belastung mit dem entsprechenden Toxin. Wo andere „vergiftete“ Pflanzen verkümmern und eingehen, steht die GE-Pflanze in grüner Pracht und sieht schmackhaft aus. Ich habe also als Verarbeiter oder Konsument keinerlei Indikation für eine mögliche Anreicherung des Toxins in der Pflanze…

Weiß da jemand näheres?

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