Marc J. verabschiedet sich von g+

huthängtSo Ihr Lieben,

Hier nun „offiziell“. Die Entscheidung steht, das Profil auf g+ wurde, ebenso wie das auf Facebook, in Ruhestand geschickt. (Das Google „Profile“ besteht noch abgespeckt ein paar Tage, da ich es für meinen kleinen Androiden brauche, mal sehen, wann ich das auf CM umstellen kann.)

Die Gründe für diesen Schritt sind vielfältig und in den letzten Tagen ist der Wunsch gewachsen, da einen klaren Schnitt zu machen und keine halben Sachen. Sicher hätte man alternativ auch einfach „ruhiger werden“ können, aber das verträgt sich nicht mit dem Anspruch, den ich an das Profil habe/hatte, mit dem ich just gestern 1200 Leser erreicht habe, wofür ich mich noch einmal bedanken möchte. Wenn nur jeder zehnte von Euch hier mal einen Blick in den Blog wirft und vielleicht den einen oder anderen Kommentar hinterlässt, würde ich mich freuen.

Beweggründe für den Aufbruch fort von g+ gibt es einige. Einen davon habe ich in diesem Blogpost beleuchtet. Wie sehr werde ich durch die Filterblase, die ich mir gebastelt habe, manipuliert? Nun… für mich selbst gehandelt, habe ich das ganz gut im Griff, speziell in letzter Zeit aber hat meine eigene Kontrolle über meinen Stream mehr und mehr abgenommen, irgendein Algorithmus entscheidet für mich, was ich lesen will… das ist nicht meine Interpretation von Kontrolle, die Google ja anfangs mal stark beworben hat…

Und damit sind wir bei Grund Nummer zwei. Die zunehmende gefühlte Entmündigung des g+ Nutzers. Zu Beginn von Google+ war eines der Hauptargumente für Google+ die Kontrolle über Deine Kreise und Deinen Stream. Die Kontrolle, wem zeige ich was… Nun, heute weiß ich, dass bei einigen meiner Kreislinge praktisch keine Posts von mir im Stream angekommen sind, und dass ich vieles von meinen Kreislingen nicht im zu Stream zu sehen bekam. Das war ja noch so einigermaßen akzeptabel, dann habe ich halt direkt in die Profile geschaut, die mir wichtig waren. Zuletzt aber kam dann diese Funktion mit von meinen Kontakten geplussten Posts von fremden Dritten, die in meinem Stream aufpoppten. Klartext: Google streicht Content, den ich explizit in meinem Stream haben will, um ihn mit Drittcontent zu füllen, der mir komplett am Ar*** vorbeigeht…

Nun, Grund Nummer drei liegt glaube ich dann auch auf der Hand, die aktuellen Nachrichten. Wenn man den Nachrichten glauben darf, dann gewähren Google, fb und Co. den Diensten recht direkten und ungefilterten Zugang zu allem möglichen, was man dort so tut, auch wenn das in den meisten Fällen mehr als uninteressant sein dürfte. Klar ist davon auszugehen, dass die Dienste auch versuchen, auf Alternativen wie Diaspora mitzulesen, aber dort wird zumindest nicht bewusst daran mitgearbeitet, das zu erleichtern. Dort liegen die Daten dezentral verteilt, was die Benutzung etwas weniger komfortabel macht, ebenso aber auch das Mitlesen. Der einzige Hebel, den wir in dieser Richtung haben, ist meiner Ansicht nach der, über Google, fb und Co. Auch wenn das relativ egal sein könnte und das allermeiste, was dort so geposted wird, völlig irrelevant ist, schleicht sich ein merkwürdiges Gefühl in den Hinterkopf, wenn man weiß, dass potentiell alles mitgelesen werden kann.

Von der Politik ist nicht wirklich zu erwarten, dass sich etwas ändert. Von den Diensten ebenso wenig. Die Unternehmen aber hätten das wirtschaftliche Gewicht und die technischen Möglichkeiten, sich weniger kooperativ zu zeigen, Daten nicht zwingend über US Server laufen zu lassen, wo das nicht nötig ist, Anonymität im Netz zuzulassen. Das werden sie allerdings, wenn überhaupt, nur tun, wenn sie etwas davon haben. Solange das Nutzerverhalten unverändert ist – und dabei ist es denen völlig egal, ob ihr Katzenbilder posted, Euch über Google und Co. auslasst oder Nachrichten teilt, solange Ihr es nur auf deren Plattformen macht – werden die Anbieter mit Sicherheit nichts ändern.

So gesehen ist die Aufforderung mancher Privacy-Orgas, Google- und fb-Accounts zu löschen und nach Alternativen zu suchen, mehr als berechtigt. Ja, woanders ist es auch nicht sicher, aber als Nutzer können wir unsere Marktmacht bei den Großen Playern ausspielen, wenn nur genug mitmachen, wenn nur genug konsequent genug sind zu begreifen, dass fb und g und andere betroffene letzlich für die meisten von uns nur Spielzeuge sind, Spielzeuge, die uns ganz nebenbei melken, die Informationen aus uns extrahieren, aggregieren und damit dann Geld verdienen.

Solches Spielzeug kann man auch beiseite legen.

Nun denn, ich bin nicht aus dem Netz. Auf Diaspora habe ich eine neue Heimat gefunden. Als freies Projekt finde ich Diaspora gerade sehr interessant und unterstützenswert, auch wenn (noch?) nicht immer alles ganz rund läuft. Aber es wird an dem System sehr aktiv gearbeitet, die Admins haben immer ein offenes Ohr und insgesamt fühlt es sich dort gut an. Die Anmeldung kostet nichts und kann anonym erfolgen, also schaut doch einfach mal rein und lasst Euch überraschen. Tickert mich ruhig per Mail oder anders an, dann sag ich Euch meine ID.

Ausserdem werde ich mich dem Blog widmen und hoffe, dass auch ohne meine Anwesenheit auf google+ der eine oder andere Post mal den einen oder anderen Leser und vielleicht den Weg zu den Leuten in den Netzen findet.

Ich hoffe, dass sich viele finden, die diesen Schritt auch gehen, dass „wir“ als Menschen im Netz, nicht in Phlegmatismus weitermachen, wie gehabt, nur weil das, was gerade passiert, körperlich nicht wehtut.

Ich hatte auf g+ tolle Zeiten, habe tolle Leute kennen- und viele Dinge ge-lernt. Ich hatte tolle Diskussionen, habe gelacht und geweint, habe Leute kommen und gehen sehen. Bei allen möchte ich mich bedanken. DANKE.

In diesem Sinne, sage ich leise „tschüss g+, tschüss fb“ und ziehe an neue Gefilde…

Keine Panik!

Macht’s gut und Danke für den Fisch.

2 Gedanken zu „Marc J. verabschiedet sich von g+

  1. Meine Herren, gerade gestern dachte ich, lange nichts mehr von Dir gelesen. Und dann schaue ich mal auf Deinem G+-Profil rein und lese jetzt sowas.
    Extremer Schritt, Hut ab….
    Ich wünsch Dir alles Gute, hab Dich mal meinem Feedly zugefügt.

  2. Jupp… habe radikal die alten Zöpfe abgeschnitten. Muss allerdings sagen, dass ich mit Diaspora als Alternative recht zufrieden bin und auch hier im Blog schlagartig mehr Leben eingekehrt ist, seit ich mich von fb und g+ verabschiedet hab…
    Schön jedenfalls, hier von Dir zu lesen 🙂

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